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344 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. G. Heft. (Juni 1914.)
erneutes und erhöhtes Interesse, umsomehr, da die Ergebnisse
seiner Beobachtungen und Untersuchungen empirisch
nachzuprüfen sind, und es ist der Zweck dieser Zeilen, den
Leser auf dieselben mit kurzen Worten aufmerksam zu
machen. Schon vor 40 Jahren unterbreitete dieser unermüdliche
Forscher seine Entdeckungen und die höchst
merkwürdigen Resultate seiner zahlreichen Experimente und
langjährigen Untersuchungen über pflanzliche und animalische
Ausstrahlungen der Akademie der Wissenschaften
in Paris, ohne daß denselben jedoch die gebührende
Würdigung und die wohlverdiente Anerkennung zu Teil
geworden wäre, weshalb sie auch verhältnismäßig unbekannt
blieben. Ziegler begann seine Untersuchungen mit Sonnentau
(Drosera), einer Pflanze, deren Blätter mit ihren klebrigen
Drüsenhaaren oder Fühlborsten im normalen Zustand sieh
über einem Insekt, das sich darauf fängt, schließen, und er
stellte fest, daß die Ursache dieser Bewegung der Drüsenhaare
und des Blattes weder auf einem chemischen,
noch auf einem mechanischen Reiz, Wärme, Feuchtigkeit
usw. beruht, sondern auf die Wirkung einer jedem
lebenden animalischen Organismus entströmenden
Emanation zurückzuführen ist, welche er „zoicit£* oder
„animalicite" nennt, im Gegensatz zu einer ähnlichen, jeder
Pflanze entströmenden Austrahlung, die er mit flatoni-
c i t 6a (von ytßioQ aroi = vie v£g£tative) oder „q u i n i -
ci t 6K bezeichnet, und welehe der „zoi'eit£tf polar gegenübersteht
. Später nachdem er mit Baron von Reichenbaeh's
Arbeken bekannt wurde, stellte er die Identität der
von ihm entdeckten Strahlen mit Reichenbach's „Ocl-
strahlen* fest.
Ziegler findet, daß die Pflanzen ursprünglich kein tierisches
Od enthalten, sondern dasselbe vom lebenden,
animalischen Organismus aufsaugen, und daß es einen wesentlichen
und wichtigen Faktor bei der Befruchtung und
wahrscheinlich auch beim Keimen der Pflanzen bildet.
Dagegen findet er das pflanzliche Od verbreitet in
der ganzen Natur, selbst in anorganischen Stoffaggregaten
in latentem Zustand. Durch sinnreich konstruierte Apparate
und zielbewußt angeordnete Versuche Stellt Ziegler die
Analogie fest zwischen Elektrizität,Magnetismus
und den Odstrahlen und weist nach, daß die letzteren
die steten Begleiter aller elektrischen oder magnetischen
Ströme, Wärme, Lichtstrahlen, und von allen chemischen
und physiologischen Prozessen sind; daß sie leitbar sind
und daß fast alle Körper organisch oder anorganisch, mehr
oder weniger die Fähigkeit besitzen, das Od aufzusaugen.
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