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348 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1914.)
Strahlungen oder Emanationen der in den Mitteln enthaltenen
, die Heilkraft bedingenden Ingredientien und den das
Wohlbefinden des Körpers regulierenden Kräften und Tätigkeiten
im Organismus als das wesentliche Agens in den
meisten Fällen von Heilerfolgen zu betrachten haben.
Denn: der menschliche Körper ist im Grunde genommen
eine Maschine, der lebende Organismus ein dynamisches
System, und die Vorgänge, welche sich bei den
Lebenstätigkeiten und physiologischen Verrichtungen abspielen
, sind letzten Endes den strengen Gesetzen der
Mechanik unterworfen.
Solange alle Kräfte und Säfte harmonisch mit einander
sekwingen, herrscht Gesundheit im Körper vor. Sobald
aber durch Beschränkung oder Hemmung der normalen
Funktionen eine Störung im Bhythmus der Dynamik entsteht
, ist Krankheit die unausbleibliche Folge, und es ist
die Aufgabe des Arztes, durch Entfernung der störenden
Fremdkörper und Einflüsse, die Harmonie wieder herzustellen
, oder wenigstens dafür zu sorgen, daß die von der
Natur vorgesehene Heilenergetik in der richtigen Weise
unterstützt werde, sodaß die Lebenstätigkeiten wieder ungehemmt
und ungehindert vor sich gehen können. Alles
was Störungen im Organismus verursacht, ist als „Gift* zu
betrachten. Dabei machen wir die Beobachtung, daß sehr
oft die plötzlichsten und heftigsten Wirkungen durch Materie
in der feinsten Zerteilung hervorgebracht werden.
Nur wenn feste Materie, von außen in den Magen
oder durch Injektion eingeführt, sich im Innern löst und
durch chemische Zersetzung in noch feinere, gasförmige
Bestandteile, beziehungsweise strahlende Materie verwandelt
wird, kann sie antagonistisch in den Rhythmus der Lebensdynamik
eingreifen, und wenige Atemzüge giftiger Gase oder
Dämpfe, — von konzentrierter Blausäure u. dgl. — genügen
oft, um augenblicklich den Tod herbeizuführen.
Aber nicht nur sichtbare und greifbare, oder sonst
sinnlich wahrnehmbare Materie gehört in die Kategorie von
solchen „Giften", sondern auch psychische Energieformen,
die subtilen Substanzen, welche das stoffliche Substratum
für seelische Kräfte und Vorgänge bilden, wie Kummer,
Schrecken, Furcht, usw.; Gedanken und Bewußtseinsstadien
und Phänomene mögen die augenfälligsten, physiologischen
Veränderungen im Körper produzieren, mögen die Maschine
zum Stillstand bringen und den Mechanismus vernichten
in einem Augenblick, wie die stärksten Gifte.
Geradeso wie es nun enorm feine Substanzen gibt,
welche schädlich auf den Organismus wirken, so gibt es
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