Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 352
(PDF, 179 MB)
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352 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1914.)

stehlen. Liebet euch selbst nicht; geht! Beraubt einander."
übrigens beweist uns das „Apres nous le dc'luge* der Mar-
quise Pompadour, daß sich selbst der extremste Egoismus
bei dessen praktischer Betätigung der Wahrheit nicht verschließt
, daß die natürliche Reaktion auf zwar legale, jedoch
ungerechte Handlungen wohl aufgeschoben, aber nicht aufgehoben
werden kann.

„Gottes Mühlen mahlen langsam, aber furchtbar fein ;

Was durch Langmut er versäumet, holt durch Schärf' er ein/

Das Volk hält, trotz der ihm eingeprägten religiösen
Lehren, an dem Gesetze der Wirkung und Gegenwirkung
fest, wie aus vielen seiner Sprichwörter hervorgeht, die
nach Emerson nebst den heiligen Büchern den intuitiven
Schatz einer jeden Nation bilden.*) Alle diesbezüglichen
Sprichwörter liefern den Beweis von dem instinktiven Empfinden
der Wahrheit, daß eine dem Angriff des brutalen
Egoisten angemessen begegnende, energische Abwehr besser
ist, als ein durch religiöse oder philosophische Lehren bestimmtes
wehrloses und wohlwollendes Verhalten.

Tatsächlich wird man finden, daß die erstere Art des
Verhaltens der allgemeinen Wohlfahrt im allgemeinen ebenso
zuträglich und förderlich ist, als ihr die letztere nachteilig
ist.

Was den Vergewaltiger betrifft, so wird er, berauscht
von dem auf solche Weise leicht errungenen Erfolg, sich
in seinem Irrtum immer mehr bestärkt und zu weiterem
Irrtum ermutigt fühlen. Außerdem wird er durch den errungenen
Erfolg andere gewissenlose Egoisten verblenden
und zu gleich unheilvollem Wirken veranlassen.

Der Vergewaltigte aber wird durch seine Passivität
sich und andere in eine Lage bringen, welche ihm die
praktische Betätigung seiner Lehre, so vortrefflich sie auch
sein mag, zur Unmöglichkeit macht, indem nicht mehr sein
Wille, sondern nur der seines Gewalthabers allein maßgebend
ist.

Alle jene, welche sich in einem so unwürdigen Verhältnisse
befinden, werden in der Regel in hohem Grade
demoralisiert und entindividualisiert werden, und nur Individuen
von ungewöhnlicher Geisteskraft mögen in solcher
Situation eine moralische Förderung erfahren.

Das noch von Tolstoi befürwortete urchristliche Gebot:
„Widerstrebet nicht der Gewalt,14 wäre demnach gleich-

*) „Was du nicht willst, daß man dir tu', das füg' auch keinem
Andern zu." — „Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es zurück
."— „Wie du mir, so ich dir." — „Auf einen groben Kietz gehört
ein grober Keil."


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