Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 354
(PDF, 179 MB)
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354 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1914)

Obschon im Kreuzestod Christi das Beispiel eines vollkommen
selbstlosen Opfers zugunsten der Gesamtheit gegeben
ist, findet es doch unter den heutigen Christen keine
Nachahmung und wo ein solches, wie im Samariterdienst,
wirklich gebracht wird, zeigt es sich stets mit der Idee an
künftige Belohnung verknüpft.

Ein selbstloses Opfer ist in unserer, von Selbstsucht
erfüllten Zeit möglicherweise im Anarchismus anzutreffen,
in dem wir, ganz abgesehen von seinem moralischen Wert
oder Unwert, eine jener Reaktionen zu erblicken haben,
wie sie durch Aufhäufung ungesühnten Unrechtes entstehen
.

„Leicht verschwindet der Taten Spur
Von der sonnenbeleuchteten Erde,
Wie aus dem Antlitz die leichte Geberde. —
Aber nichts ist verloren und verschwunden,
Was die geheimnisvoll waltenden Stuüden
In den dunkel schaffenden Schoß aufnahmen.
Die Zeit ist eine blühende Flur,
Ein großes Lebendiges ist die .Natur,
Und alles ist Frucht und alles ist Samen.Ä

Trotzdem die in diesem Gedichte ausgedrückte Wahr-
heit keinem Zweifel unterliegt und unter der wissenschaftlichen
Bezeichnung „Kausalitätsgesetz" in aller Munde ist,
stellt man sich zuweilen doch so, als hätte man davon noch
keine Ahnung.

Anstatt im Anarchismus der beherrschten Klassen eine
natürliche Rückwirkung des Anarchismus der herrschenden
Klassen zu sehen, betrachtet und behandelt man ihn und
andere Reaktionen nicht als ein Glied in einer langen
Kette von Ursachen und Wirkungen, sondern als etwas
außer allem Zusammenhange Stehendes, das ganz von ungefähr
ohne alle Ursache entstand.

Jene geheimnisvolle Macht, welche nach dem Gesetze
der natürlichen Konsequenzen alles Leben beherrscht, und
ein den menschlichen Absichten fernliegendes Ziel verfolgt,
bezeichnen wir als Schicksal. „Schicksal," sagt der Somnambule
Richard, „heißt die Folge des Vergangenen. Das
Kleinste hat eine Folge, die sich immer "weiter verbreitet
und das Schicksal wird. Ihr kennt wohl das Schicksal,
könnt aber nicht zurückschauen und glaubt nun, es wäre
Zufall. Das ist es aber nicht; denn was ihr leidet und was
euch freut, das ist schon lange vorher bestimmt gewesen.
Wie eine Blume aus dem kaum erkennbaren Samenkorn,
wächst das Schicksal der Menschen aus tiefster Verborgenheit
. Wenn ich in die Zukunft blicke, sehe ich die fort-


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