http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0372
Keichel: Lord Lytton's (Bulwer) Stellung zum Okkultismus. 365
danken gestellt. „Skakespeare" kam und gab mir einen höchst
ergreifenden Rat für die Zukunft und andere Vorhersagungen.
Später kam er nochmals, doch widersprach er sich selbst.
Als ich ihn aber nach dem verborgensten Geheimnis, das
ich hätte, fragte, als Beweis, daß «? von Gott käme, 'sagte
er mir dieses sofort.* —
Die Idee, daß die sich in solchen Sitzungen mitteilenden
Spirits atmospärische Spirits, bezw. Heinzelmännchen und
Feen, aber nicht Geister Verstorbener seien, hatte augenscheinlich
den Novellisten ganz eingenommen. Er spricht
das nicht allein in diesem Briefe aus, sondern er läßt Zanoni
und Mejnour dieselbe Idee vertreten. „Im Raum, — sagt
Letzterer — sind Millionen von Wesenheiten nicht buchstäblich
geistig; sie haben alle, wie mikroskopische Tierchen
(„animalculae"), unsichtbar mit bloßem Auge, gewisse Formen
von Stoff, obsehon einen so delikaten, luftartigen, feinen
Stoff, daß es wie ein Häutchen, bezw. Sommerfaden, das den
Geist umhüllt, ist."
Tatsache ist, daß die Hauptpersonen in Lytton's Novellen
häufig in derselben Weise dogmatisieren, wie hier
der Autor grübelt. Es mag sein, daß diese Charaktere
nicht des Autors Überzeugung repräsentieren, aber ich denke,
daß sein Enkel seine okkulten Erfahrungen und seinen
darauf fußenden Glauben unterschätzt. Es gibt natürlich
Leute, die bezüglich des Novellisten Verbindung mit den
Unsichtbaren in beiden Richtungen die verschiedenartigsten
Ansichten haben, und zweifellos hat der gegenwärtige Earl
Recht, hier die beiden Richtungen aufzunehmen. Einige,
so sagte er, haben gedacht, daß seine Magie nur eine Kopie
war nnd daß er die Ideen in „Zanoni", ,A stränge Story %
„The Haunted and tho Haunters* und „The Coming RaceÄ
nur als Schauergeschichten seinen Lesern gegeben hat;
andere haben seine Bücher zu buchstäblich genommen und
haben Geschichten von Lord Lytton's magischen Kräften
erzählt, für die er wahrscheinlich nicht verantwortlich ist.
Ich denke jedoch, daß wir berechtigt sind, zu sagen, daß
diejenigen, welche Lord Lytton nicht allein als einen Anhänger
des Ubernatürlichen [besser Ubersinnlichen], sondern
auch als praktischen Okkultisten ernst nehmen, dieselbe
Berechtigung dazu haben, und es scheint klar zu sein, daß
sein Biograph in einer unparteiischen und verständigen
Beurteilung vom Charakter seines Großvaters durch seinen
eigenen Mangel an Erfahrungen gehemmt wurde. Das volle
Material zu diesem Teil seiner Biographie fehlt eben, aber
wenigstens ist ein guter Grund dafür vorhanden. Wie sein
Biograph feststellt, war Lord Lytton ein Mitglied der „Rosen-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0372