Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 373
(PDF, 179 MB)
Bibliographische Information
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Literaturbericht

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Standpunkt von gewisser Seite nicht ohne Widerspruch bleiben
wird. Marie hält dafür, daß die psychischen Erscheinungen auf
religiösem und mystischem Gebiet sich dem Evolutionsgesetz nicht
entziehen können, das für die moralische und materielle Entwicke-
lung der Gesellschaften, wie der Individuen, der Menschen wie der
Tiere Geltung hat. Nach ihm gibt es keinen unüberschreitbaren
Abgrund zwischen Krankheit und Gesundheit, zwischen physischem
und geistigem Zustand, zwischen Tier- und Menschheit, zwischen
Wilden und Zivilisierten, zwischen den primitiven Naturkulten und
den höchsten philosophischen und wissenschaftlichen Vorstellungen.
Dem entsprechend gibt er im ersten Teile seines Werkes zunächst
eine Begriffserklärung und Einteilung der Mystizismen und Religionen
, bezw. der mystischen und religiösen Vorstellungen, und verfolgt
sodann die Entwickelung des Naturismus zum Animismus
(zoanthropischer und„ anthropolatrischer Animismus), um schließlich
vom Magismus den Übergang zum Monotheismus aufzuspüren. Im
zweiten Teile bietet er, unter absichtlich nur leichter Streifung der
Spezialf ragen, Allgemeines über die mystischen und religiösen
Psychosen. Einer Besprechung der Definition, Einteilung und
Ätiologie folgt eine Abhandlung über Mystizismus und Entartung,
eine solche über depressive religiöse Delirien, sowie eine weitere
über religiöse Psychose mit fortschreitender Entwickelung zur Theomanie
. Den Schluß bildet eine Beleuchtung der mystischen Demenzformen
. Das Buch ist streng wissenschaftlich und besonders für
Fachleute und psychologisch Gebildete geschrieben. In Frankreich
hat es großen Beifall gefunden und ein solcher wird ihm schwerlich
auch in den Kreisen der deutschen Psychologen und Psychiater,
zumal der letzteren, fehlen. Auf dem betreffenden Gebiete ist es
jedenfalls als eine der bedeutsamsten Neuerscheinungen zu bezeichnen
und zu begrüßen. Freudenberg -Brüssel.

Aage von Kohl: Der Weg durch die Naoht. Erzählung. 291 S. Literarische
Anstalt Eütten u. Loening, Frankfurt a. M. Geheftet
4 M., gebunden 5 M.

Glass Morton ist in einer Nacht vor zwei Jahren seine
über alles geliebte Frau auf dem Heimweg vergewaltigt und getötet
worden. Der Täter blieb unbekannt. Jetzt, nach zwei
Jahren, wird er bei einem neuen Verbrechen festgenommen, und die
Gerichtsbehörden verlangen, um ihn zum Geständnis jenes ersten
Verbrechens zu bewegen, daß er mit Morton konfrontiert werde.
Zwei Jahre lang hat das Furchtbare nur in den Tiefen von Morton's
Wesen, nicht in seinem bewußten Leben gewaltet. Nun bricht es
aus. Nun erlebt er im Bewußtsein, nein, in unmittelbarem, rasend
konzentriertem Schauen die ganze selige Zeit seiner Ehe wieder,
erlebt alle die Momente jener Nacht wieder, in der er seine tote
geschändete Frau fand und heimbrachte, und der Wahnsinn der
Rache erfaßt ihn: er erlebt das Verbrechen selbst mit, ist dabei,
erst als Schatten, der nicht eingreifen kann, ehe alles vollzogen ist,
dann aber als handelnder Mensch, der sich auf den Mörder stürzt,
mit ihm ringt, ihn tötet. Wenige Stunden danach tritt er dem
Mörder leibhaftig gegenüber. Und da kommt unerwartet, in nie
geahnter Macht, die Erlösung über ihn und dieser Moment, der
feine Seele frei macht, ist der Tod seines Körpers. Das überaus
anregend geschriebene Buch bietet auch dem Psychologen bedeutendes
Interesse. — Die Übersetzung des eigenartigen Buches, das durch
seinen mystischen Hintergrund — rätselhafte Erlebnisse auf einem
alten Kirchhol — Okkultisten in erster Linie fesseln wird, aus dem
Dänischen von Mathilde Mann ist tadellos. Dr. —r.


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