Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 399
(PDF, 179 MB)
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Kaindl: Über wahre und falsche Moral.

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selbe anzukämpfen oder zu intriguieren. Die Dinge hassen
es, lange schlecht geleitet zu werden. (Res nolunt diu male
administrari.)* —

Wie dem leiblichen, so wohnt auch dem großen sozialen
Organismus eine der „vis medicatrix naturae" des ersteren
entsprechende harmonisierende Kraft inne, deren unwandelbare
Art und Weise der Wirksamkeit wir als „Gesetz" bezeichnen
. Die Tendenz, der dem innersten Wesen der
Dinge eigentümlichen und im Menschen als Altruismus sich
'offenbarenden Potenz ist nicht nur auf die harmonische
Entwickelung des Individuums gerichtet, sondern auch auf
deren Vereinigung zu einem harmonischen Ganzen.

Würde die hochentwickelte Intelligenz unserer Tage
nicht mit den vom Egoismus geblendeten Augen in die
Weltgeschichte blicken und sich nicht von den Scheinerfolgen
der Gewalt berücken lassen, so müßte sie schon
längst zur klaren Einsicht gekommen sein, daß der desolate
Zustand der modernen Gesellschaft unmöglich etwas Anderes
andeuten kann, als eine Verschärfung des Gegensatzes zu
dem großen Grundgesetz des sozialen Lebens. Die moderne
Intelligenz meint im Gegenteil, dieses Grundgesetz erkannt
zu haben, und Jst sich dessen so gewiß, daß sie keinerlei
Bedenken trägt, das soziale Leben dementsprechend umzugestalten
, um es mit jenem in Übereinstimmung zu bringen.
Abgesehen davon, daß diese Meinung ihre beste Widerlegung
im Leben selbst fihdet, indem sich nicht annehmen
läßt, daß soziale Zerrüttung und Entartung die rechtmäßigen
Resultate seines richtigen Gebrauches und nicht seines Mißbrauches
sind, vermag sie auch, rein theoretisch betrachtet,
einer unbefangenen, sachgemäßen Kritik nicht standzuhalten,
wie man aus folgenden Ausführungen ersehen wird, die ich
der trefflichen Schrift „Schopenhauer-Darwin* entnehme.*)

„Der Widerspruch des moralischen Empfindens mit den
Naturgesetzen ist eine Tatsache. In der Menschenbrust
regt sich ein Widerspruch gegen das Naturgeschehen. Ein
Blick auf die Menschheitsgeschichte genügt, um festzustellen,
daß alles Gute innerhalb der Menschheit durch den Kampf
des dem Leben immanenten, zwar natürlich gewordenen,
aber seiner metaphysischen Wurzel nach widernatürlichen
moralischen Prinzips gegen die reinen, dem Selbsterhaltungstrieb
dienenden Instinkte aller Art entstanden ist. —

Das Moralische ist ein in der Menschheit zur Erscheinung
kommendes widernatürliches und altruistisches Em-

*) Gustav Weng, flSchopenhauer - Darwin — Pessimismus oder
Optimismus?" (Ber)in, Ernst Hof mann & Co., 1911).


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