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412 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1914.)
sollen, bleibt uns unklar; liegt doch sein Hauptverdienst
u. E. eben darin, in jahrelangen, gründlichsten und genauesten
Experimenten die fraglichen Phänomene einer exakt
wissenschaftlichen Untersuchung zugänglich gemacht zu
haben.
Dr. Altschul fährt dann fort: „Diese Medien sind aber
nicht, wie die naive u nd p^ewiß konsequentere Auffassung
des Altertums und des Mitteiai ters es annahm, fromme,
gottbegnadete Menschen, denen Gott, Christus oder Maria
erschienen ist und denen dadurch eine besondere Krau
verliehen war (die zahlreichen Wallfahrtsorte mit ihren
Wunderheilungen verdanken solchen Halluzinationen ihre
Erscheinung), sondern zumeist eine bunte Gesellschaft von
hysterischen Weibern und sonst ganz unbedeutenden und
nicht besonders gebildeten Männern. Und solchen Menschen
sollte die Gottheit — das müßte man doch logischer Weise
annehmen — die außerordentliche Fähigkeit verleihen, mit
der übersinnlichen Welt sich in .Rapport zu setzen? Das
sollte der gesunde Menschenverstand von vornherein ablehnen
. Statt dessen sieht man, daß sich der Glaube an
den „Mediumismus" durch Jahrhunderte erhalten hat bis
auf unsere Zeit.14
Als Beweis hierfür werden dann eben die so viel Staub
aufwirbelnden Publikationen des Freiherrn v. Sehrenck-
Notzing angeführt, der sich doch als Naturforscher und Arzt
lediglich die Aufgabe gesetzt hat, die fraglichen Erscheinungen
ohne jede weitergehende Grübelei über ihre Ursache
oder mögliche Erklärung mit den Mitteln der exaktwissenschaftlichen
Methode festzustellen und zu untersuchen! Der
Herr Obersanitätsrat zitiert auch die dahingehenden Erklärungen
v. Schrenek's ausführlich und meint „derartige
Aussprüche aus dem Munde eines Mannes, dem man wahrhaftig
nicht vorwerfen kann, daß er ein fanatischer Anhänger
des Monismus oder Materialismus ist (er halte ihn
vielmehr für „abgetan* — ob mit Recht, bleibe dahingestellt
— oder dem (Okkultismus sich feindlich oder ungläubig
gegenüberstellt) haben besonderen Wert und versetzen
den spiritistischen und auch den theosophischen
Anschauungen den Todesstoß (auch letztere Behauptung
wird man nicht ohne weiteres als beweiskräftig zugeben
können!); das sei ein Fortschritt und eine erfreuliche Tatsache
, vielleicht die einzige, die aus dem dickleibigen Buche
als Gewinn gebucht werden könne!!
Zu dieser realistischen Auffassung stehe aber der Hinweis
auf die ältere Literatur in Widerspruch: Carl du Prel
mit seinem transzendenten Tch, Aksakow, der neben der
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