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414 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1914.)
äußeren, teils inneren Bedingungen, bezw. Zuständen ab
bangt! — Red.]
Nach dieser skizzenhaften, und der allgemeinen Orientierung
dienen sollenden Darlegung der okkultistischen
Vorgänge überhaupt geht sodann Verfasser näher auf die
Experimente von Schrenck - Notzing ein, die ja unseren
Lesern zur Genüge bekannt sind, und kommt zu dem
Resultat, daß es ihm weder gelungen sei, alle von Dr.
Guiat und Frau Kemnitz erhobenen Bedenken zu zerstreuen
, wenn auch einzelne ihrer Angaben vielleicht [!|
irrig seien, noch überzeugend nachzuweisen, daß bei seinen
eigenen Versuchen jeder bewußte oder vielleicht manchmal
unbewußte Betrug bezw. Täuschung ausgeschlossen sei.
Auch seine Berufung auf die von Morselli (Professor
der Psychiatrie in Genua) mit Eusapia Paladino gemachten
Erfahrungen beweisen nur einen bedenklich hohen Grad
von Gläubigkeit gegenüber auf offenem Betrug ertappten
Medien, an deren „telepiastisehe Krafttt beide Gelehrte
trotz alledem fest glauben; er selbst würde in einem derartigen
Fall sich sagen: „Trotz meiner vermeintlich schärfsten
Kontrolle hat mich diese Meisterin der Täuschung
doch wieder beschwindelt. Wie macht sie nur das ? * Wenn
man bedenke, daß die Naturwissenschaft trotz ihrer exakten
Experimente, die von tausenden von Forschern gleichzeitig
über dieselben Probleme ausgeführt werden an Tieren, an
Menschen und unter Kontrolle des Mikroskops und der
bakteriologischen Kultur u. dergl., mannigfachen Irrtümern
unterlag, Snd wir noch keineswegs alle ^elträtsel zu lösen
vermochten, so werde man zugeben müssen, daß die Experimente
v. Schrenek-Notzing's, die durchaus nicht den strengen
Anforderungen entsprachen, welche die Wissenschaft an
experimentelle Versuche zu stellen verpflichtet ist, keine
verläßliche sein können. „ Solange die mediumistischen Experimente
noch eines Kabinetts, noch der Vorhänge und der
Dunkelheit [entwickeln Sie doch eine Photographie ohne
Dunkelkammer, Herr k. k. Obersanitätsrat! — Red.] oder
des roten Lichtes bedürfen und eine „strenge Kontrolle
das Medium lähmt*, kann man ihnen einen wissenschaftlichen
Wert nicht beilegen. Die „Medien** sind nicht Geschöpfe
, die mit außergewöhnlichen [das heißt denn doch,
erfahrenen Tatsachen ins Gesicht schlagen! — Red.] und
übersinnlichen Fähigkeiten begabt sind, sondern insoweit
sie nicht Taschenspieler oder bewußte Schwindler sind,
pathologische Individuen, hysterische oder vielleicht
im (epileptischen?) Dämmerzustande befindliche Menschen
man kann sie bedauern, aber nicht bewundern. Die Materia-
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