http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0428
Maier: MateriaHsations-Pbänomei e.
421
zen Kabinett, sondern frei bei Tische. Dennoch konnte
ich in circa zwei bis zweieinhalb Meter Entfernung vom
Medium, mitten in der Luft, im verdunkelten Zimmer die
Bildung einer flachen Gesichtsform aus bläulich phosphoreszierenden
Lichtpünktchen und das in Nichts sich Auflösen
dieses Phänomens beobachten. Zuerst befanden sich
die erwähnten bläulichen Lichtfunken vor oder auf dem
Gesichte eines Sitzungsteilnehmers, das dadurch wie leuchtend
erschien, und bewegten sich dann nach rechts in den
leeren Luftraum, wo sie die erwähnte Gesichtsform bildeten.
An eine Halluzination meinerseits war dabei nicht zu denken,
denn auf meine durchaus nicht suggestive Frage: „Was
sehe ich?" beschrieben mir alle Sitzungsteilnehmer, darunter
auch meine Frau, genau das Gleiche, was ich selbst sah.
Andere beginnende Materialisierungen dieser selben Sitzung
hatten nur streifen- oder winkelartige Formen von bläulich
leuchtendem Aussehen, bewegten sich oft bis zu drei Meter
Entfernung über dem Boden, weit vom Medium weg (drei
bis vier Meter), wobei mir ihre Gestalt und Bewegung von
allen Teilnehmern ohne Suggestivfrage genau so beschrieben
wurde, wie ich sie erblickte. Ich wüßte wirklich nicht zu
sagen, wie ein derartiges Phänomen selbst mit Anwendung
der kompliziertesten Apparate künstlich zu erzeugen
wäre !
Dazu befand sich das Medium in einer fremden
Stadt, in einem Zimmer, dessen einfache Einrichtung mir
seit Jahren bekannt war. Weiter bemerkte ich einige Zeit
darauf in einer Sitzung, die ich ganz ex impromptu, des
Experimentes halber, ohne Medium nur mit meiner Frau
und zwei Bekannten in meinem Ordinationszimmer veranstaltet
hatte, daß es ebenfalls zum Sichtbarwerden von
zahlreichen bläulichen Lichtpünktchen kam, die sich aber
bloß durcheinander bewegten, ohne sich zu bestimmten
Formen zu gruppieren.
Bemerkenswert* erscheint, daß alle früher erwähnten
Forscher von diesen eigentümlichen Lichtfunken zu berichten
wissen. Ein ganz ähnliches Phänomen zeigte sich
auch bei Dr. Sehrenck-Notzing's Eva C. Es scheint sich
demnach hierbei um einen gesetzmäßigen Vorgang zu handeln
. Nochmals aber betone ich, daß es keinem wissenschaftlichen
Beobachter dabei auch nur entfernt in den
Sinn kommt, an die Mitwirkung von „Geisterna zu glauben.
Es handelt sich offenbar um noch nicht erforschte psychischphysikalische
Phänomene, über deren Entstehungsweise wir
derzeit noch gar nichts wissen. Begnügen wir uns vorläufig
damit, sie mit aller gebotenen Vorsicht zu beobachten und
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0428