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Peter: Dr. v. Schrenck's „Teleplasma".
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ruhigen Verlauf der Sitzungen wünschten, feindlieh
waren.
Diejenigen, welche experimentieren, müssen sich über«
zeugen, daß man nicht immer einen Einfluß seitens des
Mediums oder der Experimentatoren auf die Phänomenologie
annehmen kann.
In der großen Mehrzahl der Phänomene konstatiert
man die Anwesenheit eines Willens, der jeder Ordnung
und Voraussicht entgegengesetzt ist, so daß, wenn man den
Wunsch ausdrückt, ein ganz einfaches Phänomen zu beobachten
, welches sich schon wiederholt gezeigt hat, man
dafür ein anderes und manchmal viel vollendeteres
erhält.
Es ist dies eine der Hauptschwierigkeiten, die sich dem
systematischen Studium der Medien entgegenstellen. Wenn
die von einigen Medien erzeugten Phänomene gleichförmig
und beschränkt erscheinen, und so eine gleichsam rudimentäre
Aktivität zeigen, so ist es deshalb noch nicht erlaubt,
zu folgern, daß die Medien, wie manche denken, eine vorher
bestimmte Reihe medianischer Handlungen, die in ausschließlicher
Weise \Ton ihrer speziellen Mentalität abhängen
, ausführen. Man muß bedenken, daß sich die
Phänomene zu entwickeln scheinen, indem sie unbekannte
physische und psychische Widerstände besiegen, welche nur
in seltenen Fällen den elementaren Manifestationen gestatten
, sich soweit zu bilden, bis sie das Mittel sind, als
vollständige und in ihrer charakteristischen Individualität
bleibende Persönlichkeit zu unseren Sinnen zu gelangen.
Was die Fälle betrifft, in welchen man einen entschiedenen
Einfluß eines oder mehrerer Experimentatoren auf den
Charakter der Phänomene beobachtet, so ist es nicht bewiesen
, daß dies der Wirkung der auf das Medium ausgeübten
Suggestion zu verdanken ist; man kann auch annehmen
, daß die unmittelbare Produktion eines gewünschten
Phänomens von der Einwilligung eines intelligenten
Willens stammt."
Hier muß Dr. Alzona entgegnet werden, daß auch Dr.
v. Schrenck - Notzing in seinem Werke vielfach hervorgehoben
hat, daß die Phänomene psychisch bedingt
sind, also ihre Ursache in einer Willensbetätigung
in oder außerhalb des medialen Organismus finden.
Aber selbst, wenn diese Phänomene durch einen von dem
Medium unabhängigen Willen zustande kämen, so würde
doch dieser Umstand nicht gegen die Tatsache sprechen,
daß die psychische Tätigkeit des medialen Gehirnes mit
den Erinnerungen und Vorstellungen daran aktiv beteiligt
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