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Peter: Dr. v. Schrenck's „Teleplasma".
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Aber im Gegenteil, bei aufmerksamer Prüfung der
Ikonographie der Materialisationen, welche von den Forschungen
Crookes' und Aksakow*s bis zu denen der Gegenwart
erhalten wurden, stellt man fest, daß die Gestalten
der Phantome oder Teile derselben gemeinsame Charaktere
zeigen, die sicher nicht mit der Verschiedenheit der Intelligenz
und Bildung der Medien übereinstimmen. In dem
speziellen Fall des Buches von Dr. v. Schrenck sind diese
Charaktere für mich überzeugender, als alle Zeugnisse und
alle Kontrollen.
Die Erscheinung von Fragmenten und Gliedmaßen,
die Abwesenheit von Relief oder eines nur schwachen
Reliefs der Physiognomie, das Aussehen von Schwächlichkeit
und von Leere der Körper, die zu der anatomischen
Vollendung des Kopfes im Gegensatz steht, die stufenweise
und fortschreitende Entwickelung der Phänomene, welche
sich von anscheinend Amorphem bis zur Schöpfung: von
autonomen und mit Lebenswahrheit plasmatisch dargestellten
Wesen steigern, lassen an die Möglichkeit einer
dem Medium und den Experimentatoren fremden
Energie denken, welche sich durch starke Hindernisse
manifestiert und die Fähigkeit hat, in unbekannter Materie,
welche das physische Substrat bildet, ganz menschliche Erscheinungen
einzudrücken, in welchen schließlich die einzelnen
Organe existieren.
Wenn wir das Buch des Dr. Imoda „Fotografie di
fantasmi* durchblättern, wenn wir die Abdrücke der
Eusapia Paladino in der Plastilinmasse beobachten, Abdrücke
, die kein Bildhauer unter den gleichen Bedingungen
des Experiments nachmachen könnte, und wenn wir endlich
die Vollendung einiger der Materialisationen der Eva C.
prüfen, so kommt uns sofort der Zweifel, ob Medien von
geringer Bildung, wie die bäuerische Analphabetin, oder von
nur mittelmäßiger Bildung, sei es während des Trance oder
unter dem Einfluß * des Unterbewußtseins, die artistische
Geschicklichkeit erlangen können, die notwendig ist, aus
amorpher Materie menschliche Figuren zu gestalten, die in
verschiedenen Sitzungen wiederkehren und ihre fundamentalen
Charakteristiken bewahren, nur in einzelnen Details
sich ändernd.
Wir dürfen nicht vergessen, daß das Unterbewußtsein
eine Hypothese ist, eine reine Hypothese
und bis heute weder bewiesen, noch leicht nachweisbar ist.
Mir scheint, daß man in den letzten Jahren dieses magische
Wort ziemlich mißbraucht hat, das die Erklärung vieler
noch unbekannter psychologischer Phänomene in sich be-
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