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Peter: Dr. v. Schrenck's „Teleplasma*.
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es auch möglich ist, medianische Phänomene von großer
Stärke ohne Gebete, Gesänge, Unterhaltung über mystische
Dinge und Gespräche mit den vermuteten Abgestorbenen
zu erhalten, ist vor vielen Jahren bewiesen worden.
Die Experimental - Sitzungen der „Societa di Studii
Psichici di Milano* sind eben, in Rom wie in Mailand, mit
mit einer methodischen Forschung beschäftigt, welche unabhängig
ist von den Theorien, welche die einzelnen Forscher
lehren; die beobachteten Phänomene und die Photo-
graphieen geben die volle Garantie der Kontrolle, welche
Dr. v. Schrenck fordert. Allein es ist klar, daß man hierdurch
nicht ausschließt, daß die medianische Aktivität sich
unter den spiritistischen Einflüssen entwickelt, welche auf
das Medium während seiner früheren Experimente ausgeübt
wurden.
Überdies sehen wir, daß Eva C. in dem psychologischen
Charakter des Trance sich nicht von anderen Medien
unterscheidet; Fragmente, oft unzusammenhängende Phrasen,
welche sie äußert, verraten eine psychische Tätigkeit, die
von spiritistischer Kenntnis (Initiation) beeinflußt ist.
Es ist also die erklärte Unabhängigkeit der Sitzungen
von dem mystischen Zeremoniell ziemlich relativ; man
würde genauer sagen, daß es in Bezug auf den Charakter
der beobachteten Phänomene auf ein mit den speziellen
Bedingungen der Experimente verträgliches Minimum beschränkt
war, und andererseits ist es bisher nicht bewiesen
worden, daß die Existenz einer intensiven medianen Tätigkeit
, wie sie für die Materialisationsphänomene nötig ist,
möglich ist, wenn das Medium von den spiritistischen An-
schaungen nichts weiß. Dr. Ochorowicz, der viel
allein experimentierte und sogar Sitzungen im eigentlichen
Sinne abschaffte, konstatiert, daß sein Medium Mlle.
T o m c z y k auch , um nur Phänomene der Telekinesie
zu erhalten, die Hilfe des Wesens der „kleinen Stasia*
anrief.
Ich glaube, daß die Abschaffung des spiritistischen
Zeremoniells für das Studium der Phänomene nichts nützt,
sondern im Gegenteil notwendigerweise eine große Beschränkung
derselben hervorruft. Wenn sich die Experimente
unter strenger Kontrolle und unter der Möglichkeit
entwickeln, gute stereoskopische Photographieen (mit Blitzlicht
) zu erhalten, so ist die Wahl der Mittel, durch welche
man in dem Medium die zur Entfaltung seiner Medianität
notwendigen psychischen Bedingungen hervorruft, von
wenig Bedeutung. Man muß bedenken, daß es vom psychologischen
Standpunkt aus sehr interessant ist, die psychische
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