Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 452
(PDF, 179 MB)
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452 Psychische Studien. XLL Jahrgang. 8. Heft. (August 1914.)

leicht falsche Schlüsse, indem ein Einzelfall sozusagen als
Norm statuiert und alles, was sich an ihm zeigt, für allgemein
giltig genommen wird. Wie verhängnisvoll eine
derartige, auf die historische Linie verzichtende Beurteilung
wirkt, zeigt deutlich die Uberschätzung, die vielfach den
mediumistischen Kunstleistuungen zuteil wird, und es lehrt
vor allen Dingen die Annahme, die in diesen Leistungen
tatsächlich Erzeugnisse geistiger Wesenheiten, die vom Ich
des Mediums unterschieden sind, sieht.

Es ist begreiflich, daß eine solche Meinung sich in
demjenigen verankern muß, der sich ohne weiteres den Aussagen
der künstlerisch tätigen Medien gegenübergestellt
findet. Dazu kommt die unleugbare Seltsamkeit und Eigenheit
ihrer Produkte, die ebenfalls, wenn man von Vergleich
ungen mit dem bewußten künstlerischen Schaffen und
dem triebhaften, bei gewissen geistigen oder seelischen Anomalien
absieht, gefangen nimmt und geeignet ist, scheinbar
die subjektive Auffassung der Medien zu bekräftigen. Wie
anders aber, wenn wir diese Vorkommnisse nicht aus der
Verbindung lösen, in der sie nicht nur mit dem künstlerischen
Schaffen überhaupt, sondern in der sie auch untereinander
stehen, wenn wir sie im Lichte ihrer geschichtlichen
Entwickelung betrachten^ In meiner Studie über die
„Medium istische Kunst"*) habe ich den Versuch
einer historischen Zusammenfassung gemacht. Was
sich da als erstes ergibt, ist die Tatsache, daß das mediu-
mistisch-künstlerische Schaffen in der Färbung, in der wir
es heute kennen, erst einige Jahrzehnte nach dem Auf
treten der spiritistischen Theorien amerikanischen Ursprungs
sich geltend machte. „Frühere Zeiten/ heißt es an genannter
Stelle, „wissen von einer derartigen scheinbaren
Besitzergreifung künstlerisch ungebildeter Individuen durch
Künstlergeister einer anderen Sphäre nichts. Wohl gibt es
zahlreiche Berichte, nach denen ein Gott oder eine Göttin
dem in ihrem Dienst bemühten Bildner Modell stehen oder
dem um ihr Lob beflissenen Sänger im Traume Melodien
erklingen lassen, die sich dem Erwachten als das längst gesuchte
Preislied erweisen. Mit der Herrschaft des Christentums
machen die Götter den Heiligen Platz und unter ihnen
ist es besonders die Gottesmutter, die einem frommen Maler
gern ihr Antlitz zeigt, damit ihm ihr Bild gelinge. Doch
stets wird dieser Vorgang als ein visionäres oder ein
Traumerlebnis geschildert. Nie heißt es, daß die Heilige

*) Leipzig 1914, 2. Heft der „Beiträge zur Geschiebte der
neueren Mystik und Magie". (S. Literaturbericht! — ßed.)


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