Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 454
(PDF, 179 MB)
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454 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 8. Heft. (August 1914.)

brauchte zu den mehreren hundert Punkten, in die diese
Kreise geteilt werden mußten, keinen Zirkel oder sonstiges
Instrument. Sie machte das Ganze mit freier Hand und
fehlte nicht in einem Punkt.* — „Sobald sie sich eines
Zirkels bedienen wollte, den ich ihr, weil ich ihr das Geschäft
dadurch zu erleichtern glaubte, anbot, machte sie
Fehler.* — „Bei dieser Arbeit kam sie mir wie eine Spinne
vor, die auch ohne sichtbares Instrument ihre künstlichen
Kreise macht.* Diese Bemerkung Kerner's trifft den Nagel
auf den Kopf. Wie die Spinne sich dem .Orange hingibt,
zu spinnen, so geben sich die Somnambulen und Medien
dem Strömen des Lebensdranges hin. Der Unterschied
zwischen Somnambulen und Medien ist nur der, daß die
einen diese Hingabe als einen Aufschwung ihre Seele
schilderten, die anderen meinen, das Niedersteigen einer
fremden Gewalt in sie oder eine Ubersehattung durch diese
zu empfinden. Wie sehr aber diese Empfindung aus den
Gedankenkreisen der eigenen Anschauung oder der der
Umgebung gewoben ist, beweisen die sogenannten Volksdichter
, wie Johanna Ambrosius und der schwäbische
Bauer Christian Wagner, die ihre dichterische
Begabung gleich einem Medium aus sich heraus wirken
spüren und doch dieses Herauswirken nicht in irgend einer
Gestalt personifizieren, einfach, weil ihnen spiritistische Ideen
fernliegen. Und dies, obwohl sie Entrückungs- und Ent-
fremdungszustände kennen.

Unter dem Einfluß spiritistischer Auffassungen werden
eben die natürlichsten Ereignisse zu nahezu übernatürlichen
Wundern. Begabungen, die sich spontan äußern, erscheinen
als mysteriöse Beeinflussungen durch Geistwesen, während
doch in Wirklichkeit die psychische Hochspannung, die in
einem spiritistischen Zirkel webt, nur das Zutagetreten unbewußter
Talente begünstigt. Daß sich dann dessen Äußerungen
in das Gewand der Ideen kleiden, die in dem betreffenden
Zirkel herrschen, ist erklärlich aus dem suggestiven
Zwang, der jeder bestimmten Gedankenrichtung
innewohnt. Wie leicht die Äußerungen natürlicher Begabung
in spiritistischer Umgebung veikannt werden, lehren gerade
die ersten, aus Amerika seinerzeit herübergekommenen Berichte
über musikalische Mediumschaft. Und auch der berühmte
Jesse Francis Shepard konnte nur durch seine
eigene und durch fremde Verkennung zum musikalischen
Medium gestempelt werden. Die Fähigkeit der musikalischen
Improvisation ist nicht derart» selten, daß man sie als
mediale Eigenschaft bezeichnen könnte. Oder man müßte
jede künstlerische Tätigkeit medial nennen, was sie freilich


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