Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 461
(PDF, 179 MB)
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Kaindl: Über wahre und falsche Moral.

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„ »widernatürliche - natürliche14 K. — Schopenhauers Ethik
wirkt darum so überzeugend, weil sie sich an die innere
Erfahrung eines jeden wendet. Er bat die Achse der Philosophie
und Ethik aus der Vernunft, wo sie verrostete, in
das „ „Wesen der Menschen* * verpflanzt, wo sie einer unaufhörlichen
Erneuerung fähig ist.* *) —

Da man sich die Weltgesetze nicht mit sich selbst in
einem unvereinbaren Gegensatze denken kann, so wird man
den in der Menschenbrust gegen das Naturgeschehen sich
regenden moralischen Widerspruch nicht sowohl als das
Resultat einer über- oder außernatürlichen Wesenheit zu
betrachten haben, als vielmehr darin die Folge einer
schlechten Anpassung zweier, in der gesamten Natur wirksamen
, konträren Prinzipien**) erblicken müssen. Dieser
Widerspruch zwischen Innerem und Äußeren, zwischen
Moral und Naturgesetz, zwischen Altruismus und Egoismus,
zwischen Intuition und Intelligenz muß, wenn die einander
konträren Prinzipien der Individualisierung und Harmonisierung
im Laufe der fortschreitenden Entwicklung allmählich
zu einer richtigen Anpassung gelangen und aus
ihren Extremen in einen Zustand harmonischen Gleichgewichts
übergehen, als ein nicht essentieller, sondern bloß
accidentieller sich mit der Zeit ausgleichen. Die Intelligenz
hat, indem sie im „Kampf ums fcasein™) das Fufda-
mentalgesetz des natürlichem und sozialen Lebens entdeckt
zu haben glaubt, die Natur gänzlich mißverstanden, da sie
keineswegs die Absicht verrät, eine der beiden miteinander
inWechselwirkung stehenden Tendenzen zur alleinherrschenden
zu machen und dadurch entweder die Gesamtheit der

*) Gustav Weng, „Schopenhauer-Darwin/

**) Da das Wort „Prinzip* hier öfters in den ihm von Davis
gegebenen Bedeutungen gebraucht wurde, so mögen seine beiden
Definitionen hier angeführt werden: „Prinzip bedeutet erstens einen
unwandelbaren Modus (Art und Weise) der Tätigkeit und zweitens
eine unwandelbare und unvergängliche Substanz — ätherisch, durchgeistigt
, der Wahrnehmung der fünf Sinne verschlossen, jedoch
ebenso wirklich und materiell, ebenso sehr dem .Nichts entgegengesetzt
, als irgend sonst etwas Substantielles und Unzerstörbares
nur sein kann/ („Vorbote der Gesundheit* S. 229.)

***) Weng wirft in dem vorerwähnten Buche die Frage auf:
„Was heißt nun eigentlich Kampf ums Dasein?* und beantwortet
sie also : „Das Individuum kämpft entweder mit seinesgleichen, um
einen Platz an der Tafel des Lebens oder mit den von der Natur

Gewährten Existenzbedingungen. Im ersten Falle muß es seinen
[itgeschöpfen Schmerz zufügen, im zweiten erleidet es ihn selbst.
Die Stärksten und der Anpassung Fähigsten bleiben übrig und
pflanzen sich fort. Daraus ergibt sich die fortschreitende Vervollkommnung
und Entwickelung. Der Kampf ums Dasein regelt das
Verhältnis fon Mensch zu Mensch" (S. 44, 26).


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