Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 463
(PDF, 179 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0480
Kaindl: Über wahre und falsche Moral.

463

ebenso unheilvollen Weise bemerkbar, wie in einem körperlichen
Organismus, in dem die „vis medieatrix naturae" durch
Mißgriffe der Intelligenz an ihrer freien Wirksamkeit gehemmt
ist. Übrigens ist meines Erachtens diese Ubereinstimmung
keine bloß zufällige, sondern kommt daher,
daß es sich in beiden Fällen um Funktionsstörungen des
inneren, harmonisierenden Prinzipes handelt, nur mit dem
Unterschiede, daß jene die Gesellschaft, diese das Individuum
betreffen.

Es liegt zweifellos an der Untätigkeit des harmonisierenden
zentralen Prinzipes, daß unser modernes Leben
Erscheinungen aufweist, die dem zeitgenössischen Philosophen
Rudolf Eucken zu folgenden Klagen Anlaß geben:
„ Immer peinlicher empfinden wir den weiten Abstand
zwischen dem Reichtum und der Größe der Arbeit an der
Peripherie des Lebens und der völligen Leere im Zentrum;
im inneren Bestände des Lebens finden wir ein Uberwiegen
eines bloßen Menschengetriebes, einen Kampf, ein Sichaufbauschen
und Sichemporheben des Einen über den Andern,
Ehrgeiz und Eitelkeit der Individuen ohne Maß, ein hastiges
Jagen und Vorwärtsdrängen, ein fieberhaftes Anspannen
aller Kräfte, aber in dem allem keinen Wesensgehalt und
keine innere Erhöhung, daher auch keinen Sinn, noch Wert
des Lebens, schließlich einen einzigen großen Schein, ein
Sinken der Kultur zur Ktdturkomödie. Wer das Ganze
überdenkt und den Abstand zwischen der unsäglichen Arbeit
und dem Ertrage für den Kern des Lebens erwägt,
der wird entweder einer völligen Verneinung und Verzweiflung
zutreiben oder aber er muß neue Wege suchen,
die dem Leben einen Gehalt zu sichern und den Menschen
vom Kleinmenschlichen zu befreien vermögen/*) —

Und Daumer fühlt die unendliche ©de eines Lebens,
welches den belebenden und vervollkommnenden Einflüssen
des Unterbewußten verschlossen ist, wenn er sagt: ,Es ist
schauderhaft, sich eine Zeit zu denken, wo der Rationalismus
vollständig durchgedrungen, wo alles in unserem Geiste
und Gesehmacke, unserer Auffassung und Vorstellung der
Dinge und unserer selbst durch und durch nur Verstand
wäre; und man muß Gott danken, wenn sich in dem leeren,
kalten Lichtreiche eines „aufgeklärtenÄ Zeitalters und seiner
rationalistischen und materialistischen Wissenschaft noch
einige dunkle Partieen und superstitiöse Reste befinden,
welche die ausschließliche Herrschaft eines Elementes

*) Eudolf Eucken: „Einführung in eine Philosophie des
Geistesleben/ Verlag von Quelle & Meyer, Leipzig 1908, S. 41.

31


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0480