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Wenzel-Ekkehard: Spiritismus und Wissenschaft. 467
Menschen sezieren, um die Tätigkeit der inneren Organe
zu beobachten, weil er dabei das Leben des Betreffenden
aufs Spiel setzt. Es handelt sich jedoch bei solcher Rücksicht
häufig nur um eine zeitliche Hemmung, da durch geeignete
andere Hilfsmittel auf einem Umwege dasselbe,
wenn nicht ein besseres Resultat erzielt werden kann.
Hierfür hat gerade der Spiritismus ganz neue Wege geöffnet
,* die bei restloser Forschung unter den geeigneten
Bedingungen nicht mehr unbegangen bleiben dürfen *) —
Die Sammlung. Der Forscher muß nun seine
eigene Arbeit mit derjenigen vergleichen, die andere auf
diesem Gebiete vor ihm geleistet haben. Er muß za diesem
Zwecke alles zu seiner Kenntnis zu bringen suchen, was
darüber berichtet worden ist.
Die Häufung des eigenen und fremden Stoffes verlangt
eine Gruppierung und weitergehend eine bis ins Einzelne
durchgeführte Ordnung. Unter Umständen werden komplizierte
Nachrichten in ihre Teile zerlegt oder an mehreren
Stellen auf sie verwiesen. Ist diese Ordnung vorgenommen,
so kann festgestellt werden, was an den eigenen Resultaten
neu ist, d. h. was in der Richtlinie der Vermutungen
anderer liegt oder was daneben oder darüber hinaus geht.
Die Tatsachen treten nun gegenseitig in ein Wertverhältnis
, sie ordnen sich einander unter. Hatte
sich schon bei der Gruppierung des Stoffes die Arbeit über
die einfache beziehungslose Betrachtung erhoben, indem
nicht mehr die einzelne Tatsache für sich, sondern Tatsachengruppen
Gegenstand der Arbeit waren, so zwingt die
Ubersicht jetzt noch mehr zu einer Unterstreichung und
Zusammenfassung nur des Wesentlichen. Fortschreitend in
diesem Sinne wächst die Arbeit zur Synthese.
Die jetzt allenthalben aus den Zettelreihen hervorragenden
, nach ihrer Bedeutung verschieden hohen, breiten
und farbigen Nasen zeigen die Einzelergebnisse zusammen
gefaßt und geben gleichsam das Gerippe ab. Die Verarbeitung
, d. h. Durchgeistigung des Zusammenhanges des
lose hinter einander gestapelten Tatsachenmaterials läßt
jedoch Lücken in der Ordnung erkennen, die später erst
ergänzt werden können. Für sie wird Platz zur Verfügung
gestellt und einstweilen vermutungsweise ihr Inhalt auf eine
Nase geschrieben.
*) Um nur ein Beispiel anzuführen, sei auf die „Inschauexperi-
mente" Rudolf Müller's hingewiesen, die den Lesern der „Psych.
Stud." durch die liebevoll eingehende Besprechung Prof. Maier's in
Jahrgang XXVII/XXVIII ausführlich bekannt sind. W.-E.
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