Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 468
(PDF, 179 MB)
Bibliographische Information
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468 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 8. Heft. (August 1914.)

Das tut die Arbeitshypothese. Damit wird
die Arbeit zu einem — wenn auch meist nur vorläufigen
— Abschluß gebracht. Die Hypothese arbeitet nun selbständig
weiter. Sie durchdringt den Stoff jetzt rückwärts,
retouchiert gleichsam das über dem Zettelkasten schwebende
geistige Bild und stellt die Beziehungen zu den Hypothesen
des Tatsachenmaterials anderer Gebiete her. Die
Arbeit wird durch sie stilisiert vor der gesamten "wissenschaftlichen
Arbeitsgemeinschaft und dem interessierten
Laienpublikum projiziert. Diese zusammenfassende Rückschau
und projizierende Vorausschau ist die darstellende
Hypothese. Ihr Wert liegt darin, daß sie in
der Gestalt von leicht einprägbaren Schlagwörtern das
Gold des Forschungsergebnisses münzt. Der Wert einer
Münze entspricht bekanntlich nicht dem jeweils giltigen,
auf dem Markte beständig schwankenden Metallpreise,
sondern er beruht auf einer Vereinbarung, die zum Zwecke
des Tauschmaßes geschaffen wurde. In diesem Sinne ist
z. B. der Satz „Kraft ist gleich: Maße mal Geschwindigkeit
* aufzufassen. Er erschöpft keineswegs den Begriff
jfKraft*, denn Kraft ist etwas Wirkendes, das je nach der
Ausnützungsmögliehkeit der dazu verwendeten Stoffe verschieden
groß sein kann; der Wert des Satzes besteht
vielmehr darin, daß er eine bequeme Möglichkeit schafft,
eine gewisse Gruppe von Erscheinungen rasch zu überblicken
und als verrechenbare Einheit auszudrücken.

Der Laie sieht von der Wissenschaft meist nichts
Anderes als diese Lehrsätze. Er nimmt sie auf wie
moderne Offenbarungen. Man sieht es einer Hypothese
eben nicht gleich an, auf wieviel Eselsbrücken sie gebaut
ist. Die eigentliche wissenschaftliche Arbeit, die langwierig
und meistens nicht einmal dankbar ist, bekommt der Laie
gar nicht zu sehen. Sehr oft kann man hören, was sich
nicht erklären lasse, sei wissenschaftlich nicht diskutierbar.
Und das ist auch einer der nicht geringsten Einwände, die
gegen den Spiritismus erhoben werden. Wir haben gesehen
, daß das Wesen der Wissenschaft darin besteht, das
Unklare klar zu machen, in seiner essentiellen Realität
darzulegen und auf die gleiche Basis zu stellen, die für
alle anderen bereits bekannten Tatsachen gilt. Wir haben
aber auch vernommen, daß die Wissenschaft sich mit Hilfe
der Hypothese eine Erklärung für problematische Dinge
künstlich bilden kann, wenn es sich darum handelt, in einer
gewissen Zeit zu einem Schlußurteil zu kommen.

Wie die Erklärung auch lauten mag, welche der
Wissenschaftler abgibt, immer wird sie auf dem natürlichen


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