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Wenzel-Ekkehard: Spiritismus und Wissenschaft.
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Kausalgesetz beruhen, niemals auf einer moralischen oder
metaphysischen Ursächlichkeit. Man stelle sich z. B. eine
Überschwemmung vor. Die wissenschaftliche Erklärung
für das Zustandekommen derselben lautet: infolge abnormer
Witterungsverhältnisse reiche Niederschläge, die in waldarmer
, steiler Gebirgsgegend mit flachen Talufern in kurzer
Zeit zu reißenden Strömen sich formen. Die moralischmetaphysische
Erklärung sagt: die Gottheit sandte die
Flut zur Strafe für die üppige, unfromme Lebensweise der
Bewohner der heimgesuchten Gegend. Die Folgen beider
Erklärungen sind leicht zu übersehen. Von der Wissenschaft
werden die Ursachen so klar gestellt, daß die Technik
für die Zukunft Vorsichtsmaßregeln schaffen kann:
durch Aufforstung der kahlen Bergkuppen, Errichtung von
Wildbachverbauungen und Uferdämmen. Die Wissenschaft
mit ihrem rein menschlichen Maßstab lehrt darum die Bewohner
, sich selbst die Waffen zu schmieden, mit denen sie
sich in Zukunft gegen den Schaden wahren können, der
bisher außerhalb ihres Einflusses lag. Die moralisch-metaphysische
Erklärung ist dagegen kein Klarmachen der Ursachen
des schädigenden Vorganges, sondern ein Verhüllen
derselben; der Mensch, der sich mit dieser „Erklärung* begnügt
, wird auch weiter in seiner Ohnmacht verharren.
Wir berühren damit ein Gebiet, das ebenso schwierig
wie heikel zu behandeln ist und in dem gerade von einigen
seiner freier gesinnten Verfechter vom Spiritismus Eides-*
hilfe erwartet wird. Für uns kommt es jedoch hier nur
darauf an, die Stellung des Spiritismus zur wissenschaftlichen
Erklärungsweise ebenso rücksichts- und furchtlos zu
erörtern, wie es die Wissenschaft selbst tun muß. Daß eine
endgiltige wissenschaftliche Erklärung der wichtigsten
augenscheinlichen Probleme auf der Basis des natürlichen
Kausalitätsgesetzes jetzt schon möglich ist, wollen wir an
dieser Stelle nicht nachweisen, da wir nicht den Anspruch
erheben, den vielen spiritistischen Theorieen eine neue
hinzufügen zu dürfen. Aber wir wollen uns insoweit mit
der angeregten Frage auseinandersetzen, indem wir wenigstens
beispielsweise den Weg zeigen, der zu einer befriedigenden
Antwort führen kann, ohne daß zur metaphysischen
Auslegung gegriffen zu werden braucht, die
alles durch „Geister* bewirkt denkt und damit über die
Vorgänge den Schleier der Pietät zieht, den zu lüften
Sakrilegium wäre.
Wenn es gelingt, den physikalischen Vorgang beim
Tischrücken, bei Levitationen usw. so zu isolieren, daß eindeutig
hervorgeht: die Ursache ist eine u n -
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