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Kaindl: Zur „Londoner Gespenstergeschichte". 479
III. Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Zur „Londoner Gespenstergeschichte46.
Im Juniheft der „Psych. Stud.* findet sich auf S. 192
eine diesen Zeitungsbericht betreffende Berichtigung, für die
jeder Wahrheitsfreund dem Einsender, Herrn Kämpfer, aufrichtig
dankbar sein muß.
Tagespresseberichte können, wie man aus diesem Falle
wieder ersieht, nicht als Beweismaterial für die Tatsachen
des Okkultismus verwertet werden. In dem Bestreben der
Tagespresse, ihren Lesern Neues und Sensationelles zu
bieten, glaubt man sich von der Wahrheit emanzipieren zu
dürfen; in Ermangelung von Sensationen ist man daher in
Erfindung solcher durchaus nicht wählerisch.
Ich habe diesen Zeitungsbericht über die angebliche
„Gespenstergeschichte* mit dem üblichen Vorbehalt
„ihre Wahrheit vorausgesetzt*, nur als Anlaß benützt,
um ein Problem zu behandeln, das in ähnlichen, aber wirklichen
Fällen dieser Art tatsächlich vorliegt, weshalb auch
das von mir hierüber Gesagte durch diese unliebsame Entdeckung
in keiner Weise fangiert wird.
Aus den der Londoner Gespenstergeschichte beigefügten
Beispielen läßt sich ersehen, daß sich diese Erzählung in
den Grenzen des Möglichen bewegt, was auf die Vermutung
führt, daß man sich hierbei wirklicher okkulter Begebenheiten
dieser Art als Vorbilder bedient hat.
In mancher Hinsicht erinnert sie an die von mir aus
Daumer angeführte Erzählung des Dr. Leifchild: „Eine
inspirierte Predigt*; es kam mir auch der Gedanke, daß es
sich möglicherweise- um eine Transformierung und Modernisierung
dieser alten Geschichte handeln könnte. Da aber
„Die Zeit* versicherte, der „Daily Express* habe seine
Schilderung mit dem Stempel absoluter Wahrheit versehen,
so wagte ich diesen raeinen Verdacht nur insoferne anzudeuten
, als ich am Schlüsse meiner Ausführungen die alte
Geschichte besonders*) und vollinhaltlich anführte, um nicht
nur zu einer Vergleichung ihrer Erscheinungen anzuregen, sondern
auch, um auf die in bezug auf Ort, Milieu und Tendenz
*) Ist wahrscheinlich aus Kaumrücksichten unterblieben. K.
* [In den „Psych. Stud." kam, wie immer, alles vom Herrn Yerf.
uns gütigst eingesandte Material zum Abdruck. — Red.]
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