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492 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 8. Heft. (August 1914.)
künstlerischer und kultureller Bedeutung weife nachsteht und nur
von psychologischen Gesichtspunkten aus Beachtung verdient. Zugleich
weist er auf die engen Zusammenhänge hin, die zwischen
der mediumistischen Kunst und dem sogenannten magischen Wirken
des Menschen, d. h. dem Wirken aus dem Unterbowußtsein heraus,
bestehen. Gegenüber den eingehenden Darlegungen dieser Arbeit
kann die von den spiritistischen Kreisen vertretene Ansicht, daß die
mediumistische Kunst neue und besondere Werte biete, weil sie
mediumistischen Ursprungs ist, kaum mehr aufrecht erhalten
bleiben. Der künstlerische Wert der mediumistischen Kunstleistungen
ist vielmehr abhängig von dem Maße, in welchem die
Gabe der Medien sich bewußt künstlerisch entfaltet. Das flott geschriebene
Buch bietet übrigens auch den Gegnern dieser Anschauung
bedeutendes Interesse. Besonders fesselnd sind die beigegebenen
Tafeln: „Vinetas Untergang" uud „Die Gottsucher", visionäre Gemälde
von August Machner; dekorativer Entwurf in Temperafarben,
von demselben, sowie die dekorativen Malereien in Pastell und
Tusche von dem berühmten Malmedium Frieda Gentes. Dr. —r.
Die entschleierte Magie. Von Baron du Potet. Mit einer Biographie
des Verfassers und zahlreichen Abbildungen. 158 S.
Leipzig, Max Altmann, Verlagsbuchhandlung. Nur gebunden
erhältlich für 6 M.
Dieses Buch hat eine besondere Geschichte. Es durfte wegen
seines wichtigen Inhaltes zu Lebzeiten des Verfassers nicht übersetzt
oder sein Inhalt irgendwie wiedergegeben werden, kam nicht
in den Handel und kostete 100 Fr. Zu diesem hohen Preise wurde
es auch nur solchen Personen überlassen, die sich durch einen Eid
verpflichteten, über den Inhalt des Werkes niemandem etwas mitzuteilen
. Mit vieler Mühe ist es dem Verlag gelungea, ein Exemplar
des seltenen Werkes zu erhalten. Der Verfasser schildert zunächst
, wie er, hervorgehend aus der zeitgenössischen Schule der
Magnetiseure, allmählich sich bewußt wurde, daß der Magier in ihm
erwacht sei. Im Verlaufe seiner psychischen und geistigen Entwicklung
kam er zu dem Ergebnis, äaß in unserer Zeit, aber dieser
selbst unbewußt, eine neue Epoche der Magie im Entstehen begriffen
sei, von der die Kunst des Magnetiseurs die ersten Anfänge
darstellt. Während sich aber die Magnetiseure auf ihr enges Gebiet
beschränken, durchbrach der Verfasser aus eigener Kraft diese
Schranken. Er entrollt uns hier ein packendes Bild von der Erneuerung
der Magie, von der er Heil und Segen für die Menschheit
erwartet. Er ist sich dabei der Gefahr wohl bewußt, der diese esoterische
Kunst ausgesetzt ist, wenn sie unter eigennützige Menschen
kommt. Aber es gibt immerhin Schutzmittel dagegen, die zum Teil
schon in der inneren Natur der Sache gelegen sind. So darf man
es heute wagen, das Buch, das, wie schon erwähnt, seinerzeit mit
der größten Vorsicht verbreitet wurde, aufs neue der Öffentlichkeit
zu übergeben. Möge aas dieser Enthüllung von bisher verborgenen
Geheimnissen keine Versuchung für Böfcewichter, sondern Nutzen
für die Wissenschaft vom Psychischen und ein Strom von seelischen
Wohltaten für die Welt erstehen. Auch der geschichtliche Geheimforscher
(Historiker der Mysterien) dürfte in diesem Werke
reichen Stoff für seine Interessen finden. Natürlich wird in erster
Linie der psychische Forscher theoretische und praktische Kenntnisse
daraus schöpfen, Dr. — r.
Der zweite internationale Kongreß für experimentelle Psychologie vom
25.-80. März 1913. Preis 12 Fr.
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