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Literaturbericht.
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weiß jetzt, daß alles, was diese verwünschte Dolores pro-
phezeit, nichts als Lüge ist.* — Fünf Jahre später, am
13. November 1905, bestieg Prinz Karl von Dänemark als
Haakon VII. — den Namen ändernd, ohne die Sprache zu
ändern — den norwegischen Thron. [Diese schon früher
durch die sämtliche Tagespresse gegangene Mitteilung wurde
inzwischen u. W. von keiner Seite dementiert, scheint also
wohl auf Wahrheit zu beruhen.]
Literaturbericht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Originalpreisen durch die Buehhaudlung
von Oswald Mutze» Leipzig, Lindenstraße 4, zu beziehen.
Bücherbesprechung.
Dar Seelenglaube bei Shakespeare. Eine mythologisch-literar-wissen-
schaftliche Abhandlung von Dr. August Ackermann. Frauen-
feld 1914, Druck und Verlag von Huber & Co. (151 & 8«. Preis
2.80 M.).
Die Erklärung in Plato's Phaedrus, daß rdas sich selbst Bewegende
nichts Anderes sei als Seele", welche der Verfasser seiner
sehr ansprechenden Arbeit als Motto vorgesetzt hat, wird als Grundlage
des primitiven Animismus gefaßt und danach hervorgehoben,
daß in der Tat in vielen Sprachen der Ausdruck für Seele in dem
der Bewegung wurzelt, daher auch mit Luft, Hauch, Sturm zusammenhängt
.*) Dem Bewegten jeder Art, das durch Ortsveränderung
, durch Geräusch, Lichtempfindung u. dergl. bemerkbar wird,
wird eine Seele zugeschrieben, und erst im Laufe der Entwicklung
wird damit hauptsächlich das bezeichnet, was dem Körper des
Menschen Bewegung und Leben verleiht. Doch erscheint selbst
dann die Seele weder auf das menschliche Wesen beschränkt, noch
untrennbar an den menschlichen Körper gebunden. So entstehen
und erhalten sich die eigentümlichen Vorstellungen, von den
Regungen und Wanderungen der Seelen, von Dasein und Betätigung
von Naturgeistern und Totengeistern. Wie solcher Glaube in
Shakespeare^ Dramen teils flüchtig angedeutet, teil? ausführlicher
poetisch verwertet und veranschaulicht wird, ist hier in systematischer
Anordnung dargelegt. Durch ein sorgfältiges Verzeichnis
aller hierher gehörigen Stellen, sowie durch reichhaltige Literaturnachweise
ist brauchbares Material für weitere Forschung geboten.
Der Verf. bescheidet sich damit, den Gegenstand vom philologischen
Standpunkte zu behandein. Es wird nicht untersucht, wie sich des
Dichters Gebilde etwa zu seiner verstandesmäßigen Vorstellung von
Psychologie verhalten , oder auch, ob sich daraus Belege und Erläuterungen
zu okkultistischen Theorien ableiten lassen Parallelen
dazu werden hauptsächlich aus germanischen Volksglauben nachgewiesen
; könnte nicht in mancher Hinsicht, namentlich bei den
Elfen (fairies) auch an irischen Einfluß gedacht werden ? Einer
lateinischen Stelle, worauf eine wohl etwas gewTagte Erklärung der
*) Andere Grundbedeutungen zu erörtern, lag offenbar nicht im Plane
des Verf, Doch ist es interessant, daß z. B. in den slavischen Sprachen
die Seele zwar auch als Hauch erscheint, doch weniger im Sinne des Bewegten
, als vielmehr des Duftenden, was durch G. Jäger's „Entdeckung der
Seeleu bestätigt wird. * W.
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