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Grävell: Besessenheit
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vom Körper genommen hat. Bei „Umsessenheit* findet
nur eine überschattung statt, d. h. der Geist drückt auf
die Seele oder den Körper, ohne daß der freie Wille vollständig
aufhört. Beide Arten können mit den drei soeben
angegebenen Weisen des Einbrechens fremder Gewalten
verbunden sein, so daß im ganzen 6 Möglichkeiten bestehen.
Die Besessenheit, bezw. Umsessenheit (ich unterscheide
hier nicht mehr genau) kommt häufiger vor, als man annimmt
.*) Namentlich bei den sog. Neurasthenikern ist sie
beinahe die Kegel. Wären unsere Ärzte okkult geschult,
so wurden sie dies erkennen und ganz andere Maßregeln anwenden
. Die rein physischen haben allerdings den guten
Zweck, dem Geist den Boden möglichst zu entziehen, da
er naturgemäß nur sich in einem kranken Körper Wohlbefinden
kann. Aber es müssen bestimmte geistige Übungen,
namentlich Willensübungen, dazu kommen. Niemals hat
man sich einen Kontrollgeist ganz ohne eigene Schuld zugezogen
. Die Anlage dazu liegt allerdings oft schon in
einem früheren Leben. Man bringt durch einen fehlerhaften
Astralkörper auch gleichzeitig die Möglichkeit eines
transzendenten Anhängsels mit, so daß schon viele Kinder
darunter leiden. Ich will als ein lehrreiches Schulbeispiel
einen Fall hersetzen, den ich selbst erlebt habe.
In einer Stadt, deren Name hier nichts zur Sache tut,
lebte ein Ehepaar, das ein Kind hatte, das die merkwürdigsten
Krankheitserscheinungen zeigte. Kein Arzt wußte Hat.
Da entdeckte ein Hellseher einen von römischen Soldaten,
die früher ein Lager in der Nähe hatten, geschaffenen oder
herbeigezogenen Dämon („Elemental*), der seit dieser Zeit
dort hauste. Dieser quälte das kleine Kind so, daß den
Eltern bedeutet wurde, den betreffenden Stadtteil zu verlassen
. Es wurde dann eine Zeitlang besser, aber geheilt
*) Die modernen Menschen haben noch gar keine Vorstellung
davon, wie sie unbewußt von jenseitigen Kräften beeinflußt werden;
sonst würden sie ganz anders leben. Mir sagte einmal ein Brah-
mane, wenn die Menschen in einen Fleischerladen geistig hineinsehen
und dort die Greuel wahrnehmen könnten, die beständig
dort stattfinden, würden sie nie mehr Fleisch essen. Eine sensitive
Frau erzählte mir, daß ein verstorbener Bekannter täglich in ihr
Haus komme und seinen Wein (natürlich das ätherische Fluidum)
trinke. Da er aus Gewissenhaftigkeit nicht wage, ihn sich zu
nehmen, stelle sie ihm manchmal Wein hin, der dann später, da er
das Beste daraus gezogen habe, ganz fad schmecke. Man kann sich
denken, wie solche Gäste allmählich Einfluß gewinnen können, zumal
wenn sie durch Alkohol usw. immer mehr materialisiert werden.
Daher ist der Aufenthalt in Kneipen so bedenklich. Man braucht
nur Betrunkene und geschlechtlich überreizte Personen zu beobachten,
denen man an den Augen schon die Überschattung ansieht.
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