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Heiß: Aufklärung zur Wünschelrutenfrage. 579
ins Auge fassen, so müssen wir gestehen, daß die Tatsache
dieses Phänomens über allen Zweifel festgestellt ist. Es
fällt heutzutage keinem wirklichen Forscher ein, sie einfach
wegzuleugnen; nur sind die Forscher sich noch nicht klar
über die Ursache dieser Erscheinung. Vielfach wird von
dieser Seite irrtümlich angenommen, daß die Gedanken des
mit der ßute Experimentierenden eine bestimmbare Eolle
dabei spielen und daß wohl gewisse Einwirkungen auf die
ßute von suggestiver Natur sein mögen. Auch stellen die
gelehrten Herren eine Theorie auf von „ unbewußten ideo-
motorischen Muskelbe wegungen % oder sie ziehen das mit
so viel Vorliebe gebrauchte »okkulte Unterbewußtsein* an.
Der wahren und so einfachen Ursache aber näher zu treten,
fürchten sie sich noch, weil sie nicht zugeben wollen, daß
der Mensch von unsichtbaren Kräften umgeben ist, die sein
Tun und Lassen immer und stets beeinflussen. Mit dem
Zugeben dieser Tatsache wäre die menschliche Gesellschaft
ja auch an dem Standpunkt angelangt, wo sie einsehen
müßte, daß die Grundlage ihrer materialistischen Weltanschauung
sehr ins Wanken gerät. —
„Bringe mir einen Menschen mit Wissen, und ich werde
ihm ein erweitertes Wissen erklären." So sagte einmal
unser Seelenlehrer zu mir, als ich ihn bat, mir die Gesetze
der fernwirkenden Eindrücke zu erklären. Und er hat
diesen Ausspruch in vielen Fällen bewiesen. Auch über
die Entstehung der Wünschelrute-Phänomene gab er Auskunft
, die ich in kurzen Umrissen hier wiedergeben möchte;
vielleicht wird sie den Forschern auf diesem Gebiete von
Nutzen sein und so dem Fortschritt der Wissenschaft dienen.
Unser Seelenlehrer sagte darüber durch sein Medium
unter anderem: „Die Kraft, die die Wünschelrute zum Anschlag
bringt, ist eine Kraft, die der Mensch in sich hat
und die durch eine jenseitige Kraft zur Tätigkeit angeregt
werden kann zum Zweck, verborgene Dinge aufzudecken.
104—114, South Fourth Street) im 4. Jahrgang herausgibt, bringen
wir obigen der Aprilnummer entlehnten Aufsatz zum Abdruck. Wenn
derselbe auch des wissenschaftlichen Charakters ermangelt, dürfte es
die Leser einer der Untersuchung der wenig bekannten Phänomene
des Seelenlebens gewidmeten Monatsschrift immerhin interessieren,
auch diesen spiritistischen Deutungsversuch des vielumstrittenen
Problems kennen zu lernen. - Für die exaktwissenschaftliche Behandlung
der Frage verweisen wir wiederholt auf die ausgezeichnet
redigierte Zeitschrift „Die Wünschelrute" (Verlag: „Das Wasser",
Dr. Lionel Baumgärtner, Leipzig), aus deren Jahrgang 1913 (Nr. 32
,bis 34) wir eine auch als Separat&bdruck erschienene historische
Studie von Graf Carl von Klinckowstroem-München über
,Johann Wilhelm Ritter und die Wünschelrute" als besonders lichtvoll
hervorheben möchten. — Eed.
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