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Peter: Die Eusapianisehen Materialisationsphänomene. 597
klassischen oder traditionellen Phantomen der Geschichte des
heutigen Spiritismus."
Man wird nicht verkennen, daß die Hypothesen Prof. Mor-
sellis außerordentlich bestechend sind, und daß man sich ihrer
Wucht kaum entziehen kann;— indes man wird auch nicht
leugnen können, daß das ganze Gebäude sehr kühn und nicht
wenig künstlich aufgeführt ist, und vor allem, daß auch für
diese Hypothesen gerade das fehlt, was der spiritistischen so sehr
vorgeworfen wird: der mathematisch sichere Beweis
!
Prof. Morselli fragt: Wer sind die Persönlichkeiten, welche
durch Eusapias Mediumschaft zur Erscheinung gebracht werden
? Sind es Phantome Lebender oder sind es Phantome Toter?
Man behauptet daß die männliche Erscheinung, der Riese mit
dem struppigen Bart, der „Führer" des Mediums ist, der berühmte
„John K i n g*\ Der Geschichte des Spiritismus zu folge hat
john eine große Anzahl Medien „kontrolliert**. In den Sitzungen
der Eusapia ist die Identifikation Johns etwas zu viel in das Belieben
und die Phantasie der Anwesenden gelangt. Auch im
Hause Avellino war diese Identifikation immer ein wenig willkürlich
. „Was mich betrifft**, sagt Prof. Morselli, „so habe ich ihn
hier zum ersten Male gesehen und ich glaube auch meine Gefährten
hatten keine bessere Kenntnis von dieser spaßhaften
Persönlichkeit. Alles in allem, die Personifikation dieses „Spi-
rits * entspricht pnz den Anschauungen, die man von einem
alten „Seebären** hat, aber trotz aller Bemühungen usw. fehlen
doch wirkliche Beweise, daß es diejenige Persönlich-
keit ist, für die man ihn ausgibt. Wohl aber entspricht das Bild
der naiven Phantasie des Volkes**.
Was nun die junge, weibliche Erscheinung betrifft, welche
in den Sitzungen der Casa Avellino gesehen und von einigen als
„Katie King * bezeichnet wurde, so weist Prof. Morselli darauf
hin, daß das berühmte Medium Cook-Corner (-J- 1904)
nach dem das Phantom der Katie in den Crookesschen Sitzungen
für immer Abschied genommen hatte (29. Mai 1874), diese
Erscheinung nicht mehr gebracht hatte. In ihren letzten Lebensjahren
materialisierten sich durch ihre Mediumschaft drei Phantome
: ^ „M a r y*\ die an sich an Schönheit und Lebendigkeit von
„Katie** nur wenig unterschied; ferner ein Indianer, von
hoher Statur, der englisch sprach, und eine alteNonne. Aber,
wie gesagt, „Katie King" ist nicht mehr gekommen. Nun wäre
ja ein Wiedererscheinen derselben schließlich denkbar. Man hat
doch von „John** behauptet, daß er sich auch bei anderen Medien
materialisiert habe. „Diese Vervielfältigung der Erscheinungen
**, sagt Morselli, „ist also ein Prärogativ der Familie.**
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