Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 612
(PDF, 179 MB)
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612 Psych. Stu.l. XLL Jahrg. 11. u. 12. Heft. (Nov.-Dez. 1914.)

liehen Organ zur Entwicklunggelangtist; um
so betrübender is' es aber, wahrnehmen zu müssen, daß
der Mensch, ansUtt diese seine Aufgabe zu begreifen
und die der rudin entären Entwicklung anhaftenden Härten
der Natur zu mildern, sie mit Hilfe einer vom Egoismus
mißachteten Intelligenz ins Unerträgliche verschärft
, und mehr Glück zerstört als die untermenschliche Natur
jemals vermochte.

Mit dem natürlichen altruistischen Rech^sgefühle und seiner
ursprünglichen Reaktionsfähigkeit wurde zugleich auch eine Polenz
von nicht zu unterschätzender Macht und Bedeutung, die den
Glauben an eine allwaltende Gerechtigkeit mächtig erweckt,
außerWirksamkeit gesetzt, nämlich die auf magischeWeise sich noch
post mortem betätigende Liebe, mit ihrer natürlichen Reversseite
, dem Haß und der hieraus entspringenden Rache.

Der antike Glaube an eine rächende Nemesis, an die Erin-
nyen, (Eumeniden, Furien), hat nicht, wie uns eine seichte Aufklärung
glauben machen will, allein seinen Ursprung im Seelen-
zustand des von Furcht und Reue gequälten Täters, sondern sichei-
lich ebenso oft in einer auf magische Weise erfolgten postmortalen
Rache des Opfers. Wer wollte leugnen, daß dieser Glaube
die Moral der antiken Völker in altruistischem Sinne beeinflußte
und daß sie ihm zum teil ihre Größe verdanken, an welcher die
moderne Menschheit trotz ihrer wissenschaftlichen und technischen
Errungenschaften nicht annähernd hinanreicht.

Es müßte ein egoistischer Naturalist sein, oder einer, dem
der Geschmack an den alten Klassikern durch einen nüchternen
Pedanten von einem Pädagogen verdorben worden ist, der in
den Dramen des Aeschylos, von dem Dioskorides sagt, daß „er
nicht schliff zierlichen Wortprunk, sondern dem Waldstrome gleich,
brausend einherrauscht", nichts von der sittlichen Erhabenheit
empfände, die solcher Glaube ausströmt. Ein Gesang seiner
„Eumeniden" klingt wie ein dem Egoismus gesprochenes Verdammungsurteil
:

rApolion nicht, und nicht Athene's Kraft
Errettet dich, verlassen irrst du
Und schwindest freudlosen Herzens hin,
Ein Schatten, blutlos ausgesogen von uns,"

und an postmortale magische Rache gemahnt, wo sie uns künden,
was ihres Amtes ist bei dem Geschlechte der Menschen, wie ihre
Schar es verwaltet:

„Wir rühmen uns schnellen gerechten Gerichts;
Wer lautere Händ' im Gebete ausstreckt,
Den sucht von uns kein strafender Zorn;
Gramios durchwallt er das Leben.
Doch wer dich vergeht, wie der Fremdling dort,


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