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620 Psych. Stud. XLI. Jahrg. 11. u. 12. Heft. (Nov.-Bez. 1914.)
erkannt, dass bei Hypnotisierten seelische Beeinflussungen gelingen
, die bei Wachen nicht möglich sind. In tieferen Stadien der
Hypnose wird kataleptische Starre der Muskeln, Schmerzunemp-
fmdlichkeit, Beeinflussung der Vasomotoren (wird z. B. die Suggestion
gegeben, dass sich rechts vom Hypnotisierten ein sehr
heisser Ofen befinde, so fängt er an, auf der rechten Seite zu
schwitzen), Ausschaltung nervöser Hemmungen beobachtet, bei
Somnambulen bereits Transposition der Sinnesorgane, Gedankenlesen
, Fernwirkungen, Gewichtsverminderung, Unverbrennlich-
keit usw.
Beim Mediumismus endlich äussern sich ausser dem Doppelgänger
des Mediums Wesen, die häufig ganz unsichtbar sind oder
nur von den Medien und Sensitiven gesehen, zuweilen aber auch
allen Anwesenden deutlich wahrnehmbar werden, Wesen, die als
die Seelen Verstorbener indentifiziert werden konnten. Müssten sie
sich nicht unseren Sinnen verständlich machen, so würden sie am
reinsten in ihrem Sein und Wirken Art und Ablauf psychischen
Geschehens zeigen und damit Grundlagen für viele Gesetze der
Psychik bieten.
Leider aber können diese reinen Geister sich uns aus Körper und
Seele zusammengesetzten Wesen nur durch energetischeWirkungen
oder auch einen stofflichen Körper wahrnehmbar machen. Für das
unmittelbare Erkennen ihrer Existenz, die, wenn nicht ganz unkörperlich
, doch jedenfalls nur an Materie von Art und Grösse etwa
der freien Elektronen gebunden sind, fehlt der überwiegenden
Mehrzahl der Menschen jedes Organ. Erscheinungen Sensitiver
wird man immer erst dann als wirklich vorhanden, nicht als telepathisch
erzeugte Gedankenvorstellungen ansehen dürfen, wenn
sie sich durch Photographie, Kraftäusserungen, Beeinflussung physikalischer
Apparate usw. objektiv erkennen lassen.
Die Spiritisten haben sich bisher bemühen müssen, Beweise
dafür zu erbringen, dass sich bei Sitzungen mit Medien Geister
Verstorbener offenbaren. Die Persönlichkeit des Verstorbenen Hess
sich durch seine nationale, dem Medium unbekannte Sprache,
seinen Stil, seine besondere durch Redewendungen gekennzeichnete
, seinem Temperament oder seiner Intelligenz entsprechende
Ausdrucksweise, seine Schrift, ferner durch Mitteilungen,
die nur dem Verstorbenen bekannt sein konnten und von denen
keiner der Zirkelteilnehmer wissen konnte, Mitteilungen, die mehrfach
in Abwesenheit irgendwelcher Personen, die den Verstorbenen
überhaupt kannten, gemacht wurden, endlich durch die Erscheinung
des Verstorbenen in seiner irdischen Gestalt, identifizieren.
Aksakow hat in seinem grundlegenden Buch: „Animis-
mus und Spiritismus" (4. Aufl. Leipzig, 1908 bei Mutze) die hier
hergehörigen Tatsachen zusammengestellt. Dort findet sich auch
die wichtigste Quellenliteratur angegeben. Wer glaubt, ohne jede
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