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Kaindl: Versuche mit der Wünschelrute
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Pachner and Felbinger, den Leutnants Koch, Koller, Pick und
Pacicky. Auch nahm teil der Direktor der Tramway- und Elektrizitäts
-Gesellschaft Franz Scheinig, dessen Stellvertreter Kve-
tensky, Oberbergrat Schramme!, Oberkommissär Redl, Dr. Mautner
aus Trautenau und Revident Lahner. Der Pöstlingberg besteht
geologisch wie das gesamte Böhmerwaldmassiv aus Granit,
dessen Oberfläche infolge sekulärer Verwitterung mit Humusschichten
bedeckt ist. Unter dieser gering mächtigen Decke befindet
sich daher eine kompakte Gesteinsmasse, die infolge ihrer
absoluten Undurchlässigkeit Wasseradern nur an Störungslinien
und Verwerfungen führen kann, die bei der starken Quetschung
entstanden, der das Böhmerwaldmassiv namentlich am Südrande
gelegentlich der Alpenentfaltung ausgesetzt war. Der erste Versuch
mit der Wünschelrute wurde an der Nordseite des Berges
in dem Dreiecks winke! ausgeführt, den die Straße nach Grama-
stetten und der von ihr zur Pöstlingberg-Endstation führende Weg
bilden. Mit Anwendung der Metallstäbe, System Purchala, bestimmte
Herr Pollach rasch eine von Nordwest nach Südost verlaufende
und in der Mulde zwischen Pöstlingberg—Koglerau führende
Wasserader mit einer Stärke von drei- bis vier Millimeter;
ihre Tiefe wurde mit ^5 bis 60 Meter angegeben. Der zweite
Versuch fand an der Südseite des Berges unterhalb des Tiergartens
statt. Hier hatten zwei Rhabdomanten im Auftrage der
Tramwaydirektion schon früher gearbeitet und unabhängig voneinander
einen Punkt als geeignet für eine Brunnengrabung bezeichnet
. Ihre Angaben bezüglich der Tiefe schwankten zwischen
sechs und acht Meter. Die daraufhin erfolgte Bohrung verlief
aber resultatlos. Herr Pollach fand rasch vom Tiergarten ausgehend
eine subterrane Wasserader, bei deren Verfolgung man
bald auf den dort im Gebüsch versteckten Brunnen stieß. Direkt
über dem Brunnenschacht wurde kein Wasser konstatiert, vielmehr
zeigte der Ausschlag der Purchalaschen Stäbe an, daß die
Ader seitwärts des Brunnens verläuft und weiter nach abwärts
führt. Nebst dieser etwas ungenauen Situationsbestimmung
war den früheren Experimentierenden ein gewaltiger Fehler in der
Tiefenbestimmung unterlaufen; wie Herr Pollach meint, befindet
sich die Wasserader nicht in sechs oder acht, sondern in 30 Meter
Tiefe. Die Versuche, an denen sich alle Teilnehmer der Kommission
der Reihe nach als Hilfskräfte des Rhabdomanten beteiligten
, ließen bei den Ungläubigen, deren es mehrere gab, die
Zweifel an der Reellität des Verfahrens schwinden und überzeugten
alle von dem Agens einer motorischen Kraft, die ohne irgend welche
mechanische Beeinflussung seinerseits von dem Rhabdomanten
ausgeht und deren Geheimnis die Wissenschaft seit dem Aufkommen
der Strahlenforschung mit radioaktiver Ausstrahlung zu erklären
sucht. Herr Pollach hat seine rhabdomantische Fähigkeit
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