Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 2
(PDF, 159 MB)
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2 Psychische Studien. XLII. Jahrgang, 1. Heft. (Januar 1915.)

die größten Opfer für Recht und Ehre einzusetzen sind. Nur
ein Volk, welches von solchem Geiste in all* seinen Schichten
erfüllt zum Schwerte greift, wird die furchtbare Belastungsprobe
bestehen, welche der Völkerkrieg von heute fordert. Man
glaube nicht, daß die psychischen Faktoren, welche wir mit dem
Namen Begeisterung und Vertrauen in die gerechte
Sache bezeichnen, künstlich dem Millionenheeren
einzuimpfen sind. Ein Blick auf unsere Gegner zeigt dies
schlagend. Lügen und Verleumdungen, Prahlerei und Selbst-
Überhebung, Verhöhnung des gehaßten Deutschlands und
Weihrauchopfer für die ausziehenden Truppen, die beladen
wurden mit Lorbeerkränzen auf Vorschuß — all' das war nicht
imstande Begeisterung für den gegenwärtigen Kampf auszulösen
. Dieser furchtbare Krieg ist weder in Frankreich noch in
Rußland, noch in England populär. Er kann es nicht sein; denn
in weiten Volkskfeisen erkannte man längst, daß ungerechte und
niedrige Vorwände sich hinter den hochtrabenden Worten einiger
weniger gewissenlosen Abenteurer verbergen, die dann schwache
Herrscher zu willenlosen Spielzeugen erniedrigten.

In Frankreich war selbst die Revanche-Idee immer nur als
Peitsche in den Kämpfen der inneren Politik verwertet worden.
In Rußland wurde der Krieg als ein erwünschtes Ventil benützt,
um Korruption und Revolution zu verhindern, und in England sind
es egoistische Parlamentarier, welche mit dem Neid des Konkurrenten
auf das mächtig emporblühende Deutschland blicken
und nach dem Niederringen des gehaßten Wettbewerbers einen
reichen Fischzug im Trüben erhoffen.

Es ist kein Zweifel, sowohl in Frankreich, wie in Rußland
und in England sind Millionen, die keinen Krieg wollen und den
Frieden, um den sie betrogen wurden, sehnlichst herbeiwünschen.

Die Söhne Frankreichs und Rußlands können in den Krieg
ziehen mit dem Willen und Vorsatz, ihre beschworene Pflicht zu
erfüllen, aber Begeisterung kann man nicht erwarten; denn hierzu,
fehlen die psychischen Grundbedingungen. Und was die Söldnerscharen
Englands betrifft,— für welche Ideale können sich wohl
im Tagelohne bezahlte Söldlinge begeistern?

Anders ist es in Deutschland. Jeder Deutsche weiß, daß
seit langem die „Einkreisung" begonnen hat, daß man ihm das
Licht an der Sonne nicht gönnt» daß man schmähliche Vorwände
genommen hat, um. ihn mit brutaler Übermacht zu erdrücken.
Nun ist der Zorn des deutschen Volkes in hellen Flammen ausgebrochen
und, als der Kaiser das Schwert zog und die denkwürdigen
Worte sprach: „Sie sollen sehen, was es heißt, Deutschland
anzugreifen \ da jubelte ihm ganz Deutschland zu, — die
Parteiunterschiede waren gefallen und die deutsche Nation war
ein „einig Volk von Brüdern."


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