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18 Psychische Stadien. XL1I. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1915.)
zufrieden seyn; diesen gebe ich aber hier den Trost, daß ich selbst
diese Vermuthung habe, aber daß dies dann erst statt finden werde,
wann die Seele mit ihrem neuen verklärten, und unsterblichen Körper
versehen sein wird."
Okkulte Erlebnisse in einem Privatkreise.
Ein Beitrag zur okkultistischen Forschung.
Von Dr. jur. Wolfgang Stöckert-Berlin.
Ausgehend von dem Gedanken, daß auch der kleinste Beitrag
möglicherweise einen Baustein zu dem Gebäude der wissenschaftlich
-okkultistischen Forschung abgeben kann, unterbreite
ich als eifriger Leser der „Psychischen Studien" -
den Mitlesern die Erlebnisse einiger bemerkenswerter Versuche
. Meine Experimente fallen in den Winter 1910;
als Medien dienten mir ein etwa 52jähriger Freund meines
Vaters, Herr K. S., und dessen etwa 14jährige Tochter G. S., die
ihre mediumalen Fähigkeiten allmählich entwickelt und zu einer
beachtenswerten Höhe gebracht hatten. Von den vielen, von uns
angestellten Versuchen, will ich hier nur zwei hervorheben, die
mir wertvoll erscheinen.
1. Herr K. S. hatte die Fähigkeit erlangt, Gedanken der Umsitzenden
zu erraten, und zwar ging dies folgendermaßen vor sich:
Kurze Zeit nachdem wir, im ganzen 4 bis 5 Teilnehmer, bei Gasbeleuchtung
im Kreise sitzend, die Sitzung begonnen hatten, hatte
HerrS. das Gefühl, als sterbe seine rechte Hand bis zum Kugelgelenk
hinauf ab. Seine Hand „ging—wie er sich ausdrückte—los" ohne
daß er selbst es hindern könnte oder wüßte, in welcher Richtung
sie sich bewege. Herr S. führte dann mit der Hand genau die
Tätigkeit aus, die ihm einer der Teilnehmer vorzunehmen in Gedanken
befohlen hatte (z. B. streichelte einen der Umsitzenden, faßte ihn
beim Ohr, zog ihm den Ring ab u. s. f.). Während der Teilnehmer
nun einen Wunsch zu stellen hatte (in Gedanken), den die „Hand"
ausführen sollte, saß ich mit übereinandergeschlagenen Knien
da und hatte meine Hände darüber gefaltet.. Ich dachte jetzt
bei mir: wenn jetzt die Hand käme und meine Hände löste! Unterdessen
führte die Hand genau aus, was sich der betr. Teilnehmer
gewünscht hatte. Jetzt kam ich an die Reihe und sollte mir eine
Handlung, die Herr S. vornehmen sollte, denken. Nicht weit von
Herrn S. stand ein Teetischschen, auf dem sich eine Zuckerdose,
Milchkanne usw. befanden. Ich wünschte jetzt, die Hand möge
die Milchkanne ergreifen und sie über dem Haupte eines der Anwesenden
(meines Vaters) gleichsam ausgießen. Was geschah?
Die Hand kam und löste meine Hände von den Knien.
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