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Kurze Notizen.
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bildete sich eine Wetterhose, indem sich eine Wolke sackartig
senkte und eine Säule bildete, die sich gegen die Erde erweiterte
und hier wie glühend wurde. (Verbindung zwischen Himmel und
Erde durchs Gebet.) Dann sah man links davon aus einer Wolke
sich ein springendes Roß bilden mit Reiter, dessen Mantel und
Mähne wie im Winde flatterte (Krieg), dann bildete sich rechts der
Wasserhose eine kleine Säule, wie aus dem Boden wachsend, und
entwickelte sich zu einem schönen Palmbaum (Frieden). Die
Gegend links erschien wüste und leer, dagegen rechts eine liebliche
Landschaft sich zeigte, mit reichen Weizenfeldern und Reben und
freundlichen Häuschen (Friedensreich). So von Vielen gesehen
am Abend des 11. August 1914. (Apostelg. 2, 17—20; Joel 3,3;
Luk. 21, 11).*'—Der Einsender dieser auf hübscher Postkarte abgebildeten
Vision, der bekannte Verleger der christlich-theosophi-
schen Neu-Salemsschriften und Vertreter der tiefsinnigen Werke
von J. Lo r b e r von Graz, C. F. L a n d b e c k in Bietigheim
a. E. (Württemberg) versendet auch „Schlichte Reime zum Weltkrieg
" mit Zeichnung: „Ein Sinnbild des Völkerkriegs als Weltgericht
: (Wie Gott's will) Michael gegen Satan (ich, ich will's),
so wahr und treu gegen Lug und Trug zu kämpfen hat", nebst
einem mystischen Gedicht, das denVerehrern Lorber's aus der Seele
gesprochen sein wird. ^ Eine Biographie des letzteren findet sich
in den „Psych. Studien", Jahrgang 1878, S. 158 mit Berichtigung
1879, S .481. — Zu der berichteten „Himmelserscheinung" vergleiche
man unseren Bericht Ül>er „Eine merkwürdige Wolkenphantasie
" im Nov.-Dez.-Heft, S. 644 ff.
c) EinweitererFallscheinbarerBesessen-
heit wurde uns (dat. Delitzsch, den 28. Nov. 1914) von
einem freundlichen Leser, Herrn H. Poppenberg, kgl. Oberbahnassistent
a. D., wie folgt berichtet:
„Beim Durchlesen des Heftes 11/12 Ihrer Zeitschrift fiel mir
bei dem Artikel .Besessenheit' folgende Erzählung eines «meiner
Lehrer, namens Wulkow, ein. „ „Wir hatten", so erzählte er,
„einen Mitschüler auf dem Seminar, der von eigentümlichen Anfällen
heimgesucht war. In jedem dieser Anfälle tobte er im
Zimmer mit festverschlossenen Augen herum, fuhr dabei unter
Tisch und Stühle, ohne aber im Geringsten anzustoßen und Schaden
zu nehmen. Es war, als ob er einen Gegenstand fassen
wollte. Dabei führte er ein Doppelgespräch, wie wenn zwei Personen
sich in ihm gegenüberständen. In der Hauptsache handelte es sich
bei diesen Gesprächen darum, daß ihn der plagende Geist nun
endlich verlassen sollte. Zum Schluß dieser Unterhaltung bestimmte
die zweite Persönlichkeit jedesmal Zeit und Stunde, wo
er ihn wieder besuchen wolle. Nach Beendigung des Anfalls
war der Schüler stets in Schweiß gebadet und äußert matt und
hinfällig.
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