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Psychische Studien.
Monatliche Zeitschrift,
vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des
Seelenlebens gewidmet.
42. Jahrg. Februar. W15.
I. Abteilang.
Historisches und Experimentelles.
Moderne psychische Forschung.
Von Josef Peter, Oberst a. D. (München).
Prof. H y s 1 o p , der Sekretär der amerikanischen Gesellschaft
für psychische Forschung, hat ein interessantes Buch geschrieben
: „Psychische Forschung und Fortleben
", in welchem die heutigen Anschauungen auf diesem
Gebiete eingehend dargelegt werden. Die wissenschaftliche Art,
in welcher Hyslop das schwierige Thema behandelt, hat unbedingten
Anspruch auf volle BSachtung, nicht nur von Seiten der
okkultistischen Forschung, sondern auch seitens des Wissenschaftlers
der materialistischen Richtung, der natürlich an manchen
Stellen Einspruch erheben wird.
Hyslop sagt: „Psychische Forschung wird leicht mißverstanden
infolge zweier verschiedener und einander entgegengesetzter
Denkweisen. Beide behaupten, daß es sich um Geister
handle; allein die Einen lachen über die Sache und die Andern
forschen nach Beweisen für ihre Hoffnung oder ihren Glauben.
Beide sind im Irrtum, wie aus der Geschichte der modernen psychischen
Forschung erhellt.«
Den ersten Anstoß zur Bewegung gab die englische
„Gesellschaft für psychische Forschung,"
welche unter Mitwirkung von hervorragenden Gelehrten im
Jahre 1882 in London gegründet wurde. Man hielt es für
schmachvoll, daß die Wissenschaft gewisse, anscheinend supranormale
Phänomene unbeachtet lasse. Die Phänomene des Spiritismus
hatten damals die Gemüter erregt, der Kampf der Meinungen
wogte hin und her und es war nicht mehr angängig, daß die
gebildete Welt an Erscheinungen achselzuckend vorüberging,
deren Wirklichkeit Gelehrte ersten Ranges, wie z. B. Sir
William Crookes, behaupteten.
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