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Peter: Moderne psychische Forschung. 58
Nun, die Forderung, alle sog. natürlichen Erklärungen erschöpft
zu sehen, zwingt schon eine Anzahl von Phänomenen als
Beweismaterial auszuschließen, welche für die Spiritisten stets
als Beweis für ihre Hypothese angenommen wurden. Dies sind
m erster Linie alle physikalischen Erscheinungen, welche mit dem
Kontakt irgendeiner Person oder als Mitwirkung eines Kontaktes
zusammenhängen. In all' diesen Fällen können unfreiwillige
Muskelbewegungen die Phänomene erzeugen. Ferner alle Mental-
Phänomene, die nicht mit der persönlichen Identität des Verstorbenen
in Verbindung stehen: das ganze Gebiet der sog.
zweiten Persönlichkeit fällt hier herein. Es sind Mentalzustände,
die wir nicht prüfen können, daher müssen sie von dem Beweis
für die „Spirits** ausgeschlossen werden. Inspirations-Sprechen,
ob in oder außei Trance, Gedankenlesen, Gedankenübertragen
oder Telepathie. Desgleichen die Erscheinung von Lebenden, das
Phänomen der Wünschelrute, das Finden verlorener Gegenstände
durch Hellsehen (Clairvoyance, besser Telästhesie genannt), das
Wahrnehmen von Dingen und Vorkommnissen, welche durch
Telepathie oder andere Sinneseindrücke erhalten werden. Auch
alle physikalischen Phänomene, welche nicht von Mental-Phäno-
menen einer Intelligenz begleitet werden, welche jene des Mediums
überschreitet.
Dann das weite Feld der Zufälle, des Betruges, ferner Phänomene
, welche auf Hyperästhesie gewisser Personen beruhen,
unterbewußte Perzeptionen, Heilungen, Suggestionen usw. AH'
das muß ausgeschlossen sein, ehe wir Supranormales zugeben!
Es ist aber wohl möglich, daß eine
Erklärung durch die „Geister* auf manche
Phänomene angewendet werden kann, die
nicht als Beweis i h r e r E x i s t e n z und Tätigkeit
zugelassen waren. Das kann allerdings erst geschehen
, wenn wir Grund haben zu glauben, daß es solche Agenden
gibt. Prof. H y s 1 o p stimmt völlig bei, daß manche der
sog. natürlichen Erklärungen überhaupt keine Erklärungen sind.
„Es sind nur Namen, sagt der Gelehrte, für unbekannte Ursachen«
„Telepathie4* ist ein solches Wort, Clairvoyance und Suggestion
ebenfalls. Es sind Worte, um die Phänomene zu klassifizieren,
aber nicht um sie zu erklären. Dies wird fast immer von denen
vergessen, welche ungern die Existenz und Tätigkeit von Geistern
zugeben. Es sind nur Namen für Unbekanntes, aber jede wissenschaftliche
Erklärung muß sich auf Bekanntes berufen. Dies
ist ein „Axiom** und — Telepathie, Clairvoyance und manche
dem Unterbewußtsein zugeschriebene Phänomene sind nur Ausflüchte
, um anderen Möglichkeiten auszuweichen und das Publikum
zu täuschen. Sie dienen dazu, die Behauptung, sie zu
kennen, zu unterstützen, während die Unwissenheit größer ist,
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