Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 76
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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76 Psychische Studien. XL1L Jahrg. 2. Heft. (Februar 1915.)

Zentrum in ihm, das ihn befähigt, in sich selbst ein gewisses
Licht zu empfinden.

Die Mystiker sprechen von einem Weg der Reinigung,
der Erleichterung und Vereinigung. Eine Vereinigung
ist aber doch nur möglich mit etwas Ähnlichem, wenn
auch Höherem. Da das Ich ein geistiges Wesen ist, so muss das
Ziel ebenfalls etwas Geistiges sein.

Unter Geistigem verstehe ich eine Persönlichkeit, d. h. ein
Wesen, das intelligent, wollend, fühlend und selbstbewusst ist.
Dass solche Wesen im Jenseits existieren, haben die Menschen von
den ältesten Zeiten her geglaubt und gewusst.

Der Unterschied zwischen den verschiedenen Religionen besteht
wesentlich darin, daß die eine mehr zur Transzendenz, d. h.
dem Glauben neigt, die andere mehr zur Betätigung und daraus
folgender Immanenz. So ist das Christentum — etwa im Gegensatz
zum Brahmanismus — eine immanente Religion : sie will ihre
Anhänger zu Mystikern machen. Der Katholizismus in-
seinen erhabensten Vertretern, den Heiligen, in seinen besten Andachtsübungen
(z. B. „Zum Herzen Jesu'* oder „Zur Jungfrau
Maria" oder „Zur unbefleckten Empfängnis" usw) führt zu
diesem Ziele.4)

Andacht (indisch „Yoga") ist Anfang und Schluss jeder
religiösen Betätigung. Selbst der Buddhismus hat die Andacht
zum Buddha eingeführt und hat überall mehr oder weniger Götter
wieder eingesetzt, die Buddha doch eigentlich verwirft. Aber in der
menschlichen Natur ist die Sehnsucht nach etwas Besserem so tief
eingewurzelt, dass der Mensch mit allen möglichen Mitteln: Gebet,
Betrachtung, Opfer, Gottesdienst, Gesang, bestimmte Kleidung,
Formeln, Segen, Weihung, Zeremonien, Beschwörumg usw. zu den
unsichtbaren Kräften zu gelangen sucht.5)

Es ist nach allem Gesagten augenscheinlich, dass die reine
Theosophie die Menschen ohne eine Praxis auf die Dauer nicht befriedigen
kann. Das Gemüt bleibt leer. Der Mensch fängt an
hochmütig zu werden, weil er seine eigene Schwäche gar nicht

4) „Religion gibt es nur und kann es nur geben in Gestalt der
geschichtlich gewordenen, in Symbolen und heiligen Handlungen
ausgeprägten konkreten Volksreligionen. Eine «abstrakte Religion,
wie man sie unter dem Titel einer Vernunft- oder Naturreligion
gesucht hat, ist nicht möglich.* P a u 1 s e n.

B) Es ist charakteristisch, zu konstatieren, wie z. B. die katholische
Kirche, der wir doch im Grande eigentlich unsere ganze christliche
Kultur direkt oder indirekt verdanken, systematisch überall
angegriffen und verleumdet wird. Wer nicht selbst katholische
Bücher liest, hat gar keine Ahnung von den falschen Behauptungen
, die man beständig über ihre Anschauungen hören muß. Ich
verweise auf das schöne Werk von Wladimir Solowieff „Die
religiösen Grundlagen des Lebens* (Leipzig, Oswald Mutze, 1907),


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