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80 Psychische Studien. XLII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1915,)
Springenden heraus verhindert wurde, weiter um sich zu greifen.
Die Tänze wilder Völker haben ähnliche Bedeutung. —
Es gibt Elementale, die Ruhe wollen, andere Bewegung, je
nach dem müsste man handeln. Man darf nicht alles über einen
Leisten schlagen wollen. Jedenfalls müsste man tiefere Einblicke
in die jenseitige Welt haben, um mit Bestimmtheit sagen zu können,
was in jedem Falle zu tun ist. Ich verweise besonders auch noch
auf das gute Buch von Professor Staudenmai er in Freising
, der jahrelang an sich selbst die merkwürdigsten dämonischen
Erfahrungen gesammelt hat, die er für subjektive Erscheinungen,
also „animistisch" erklärt.
Ich glaube aber, man müsste feiner unterscheiden. Zwischen
„subjektiv" und „objektiv" ist ja kein absoluter Gegensatz, sondern
der Unterschied ist flüssig. Wenn jemand sich lange mit einer
Idee beschäftigt, so wird sie „fix", sie wird dicht und geht dann
zuletzt durch alle Körper durch. Eine „fixe Idee" zeigt sich nach
allen Ebenen und nimmt immer mehr Boden für sich in Anspruch,
entzieht anderen Ideen den Nährboden und breitet sich auf ihre
Kosten aus. Es ist wie ein Unkraut, das alles überwuchert.7)
Man denke sich irgend eine Leidenschaft: Trinken, Spielen,
die sinnliche Liebe, Ehrgeiz, Mordlust oder was immer. Der
Trieb löst im Jenseits einen Dämon aus, entweder zieht er „Teufel
** an oder teuflische Menschen, oder schon geschaffene „Elementale
**, oder aber er bildet ein neues Elementalwesen. Diese
halbgeistigen Wesen sind etwa wie Bazillen zu denken, sie haben
aber das Aussehen der Leidenschaft, die sie vertreten, haben be-
stimmte Farben und ein bestimmtes Aussehen. Man kann sie
im Jenseits zu Tausenden erblicken. Sie stürzen sich dahin, wo
ein gleicher Trieb zu sehen ist. Wenn z. B. eine Schlacht ist, dann
befeuern sie die Streitenden; ist irgendwo ein Streit, dann hetzen
sie, ist Unzucht an einer Stätte, dann lauern sie dort, um jeden
7) Man müßte überhaupt unterscheiden zwischen dem unpersönlichen
Geist (männlichen Prinzip, Vater) und dem persönlichen
Ich (weiblichen Prinzip: Seele, Herz, Gemüt, „Sohn"). Das
Letztere zeigt sich im Blut. Das starke Ich wird gutes Blut haben,
weil das Ich das Blut stärkt. Daher sagt man von jeher, die Seele
(Rasse, Abstammung) sei im Blute. Bei starker Unpersönlichkeit
ist Mediumschaft leichter möglich. Daher können gerade nicht
bloß schwachsinnige Weiber, sondern auch geistig hochstehende
Männer ihr leicht verfallen. Der Verstand schützt nicht vor dem
Teufel („Faust'O, sondern das Gemüt („Gretchen"). Wer an dämonischem
Einfluß leidet („Melancholie11), der sollte sein Herz ausbilden
und viel unter die Menschen gehen, das Grübeln aufgeben
und die Empfindlichkeit unterdrücken Er soll nicht bloß sich
verachten, sondern auch die Welt, und daß er von andern verachtet
wird, wie ein alter Kirchenvater gesagt hat. Ich empfehle für Anfänger
meine Schrift „Grunderfordernisse zum Studium der Geisteswissenschaft
" (Verlag von Vollrath in Leipzig, 1914).
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