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Matschoß: Robert Maier. «* 8S
waltiger das erscheinen lassen, was der Inhalt eines ganzen bürgerlich
so ruhigen, im Innern so tragischen Lebens gewesen ist*
Seine Lehre ist Gemeingut geworden, und auch die wichtigsten
Angaben aus seinem Leben sind heute weiten Kreisen bekannt.
Es wird deshalb hier genügen, uns der großen Persönlichkeit des
berühmten Entdeckers und dessen, was wir ihm verdanken, kurz
zu erinnern.
Julius Robert Mayer stammt aus Schwaben, das so viele
große Männer unserem Vaterland geschenkt hat. Als Sohn eines
Apothekers wurde er am 25. November 1814 in Heilbronn geboren
. Er besuchte die Schulen mit mäßigem Erfolg [seine Begabung
wurde als mittelmäßig zensiert] und wählte dann die
ärztliche Wissenschaft zu seinem Lebensberuf. Nachdem er in
Tübingen studiert und Kliniken in München und Wien besucht
hatte, legte er 1838 in Stuttgart die Staatsprüfung ab. Das Jahr
1840 brachte ihm dann das große Ereignis seines Lebens auf
einer langen Seefahrt, die er als Arzt eines holländischen Segelschiffes
nach Java unternahm. Die Hinfahrt dauerte 101, der
Aufenthalt 108, die Rückfahrt !21 Tage. Die Muße, die ihm
hier sein Beruf ließ, benutzte Mayer zu wissenschaftlicher Tätigkeit
. Bei Aderlässen der Seeleute in Batavia beobachtete er die
hellere Färbung des der Armvene entnommenen Blutes, verglichen
mit der Blutfarbe im nordischen Klima. Er schloß daraus, daß
der Verbrennungsprozeß mit Rücksicht auf die geringere Wärmeabgabe
nach außen nicht so «tark wie im Norden sei. Weitere
Fragen schlössen sich an. die gebieterisch in ihm nach Antwort
verlangten. Bald ging es ihm, wie es allen den großen Ent-
deckern und Erfindern zu ergehen pflegt: nicht er hatte die Auf-
gäbe, die Aufgabe hatte ihn. „Ich hing dem Gegenstand mit
solcher Vorliebe nach, daß ich.....wenig nach dem fernen
Weltteil fragte, sondern mich am liebsten an Bord aufhielt, wo ich
unausgesetzt arbeiten konnte und wo ich mich in manchen
Stunden gleichsam inspiriert fühlte, wie ich mich zuvor oder
später nie an etwas Ähnliches erinnern kann." [N. B.! Red.]
Eine neue Welt von Wahrheiten sah sein geistiges Auge vor
sich ausgebreitet, und mit höchster geistiger Spannkraft hat er
.n kurzer Zeit seine Gedanken in durchgearbeiteter Form für alle
Zeiten niedergelegt.
Im Mai 1842 erschien der erste kurze Aufsatz: „Bemerkungen
über die Kräfte der unbelebten Natur." Der Titel seiner
1845 erschienenen Schrift: „Die organische Bewegung in ihrem
Zusammenhang mit dem Stoffwechsel'*, ließ zunächst kaum ahnen,
daß es sich hier um die grundlegende ausführliche Darstellung
seiner Entdeckung handelte. Mayer wies in dieser Schrift darauf
hin, wie die auf der Erde verbrauchte Energie von der Sonnenstrahlung
stamme. „Es war hierdurch" schreibt Oswald, „in
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