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Maier: Nochmals die angebliche Weissagung aus Altötting. 85
Wer die Arbeit und das Leben Robert Mayens in ihrer ganzen
Größe auf sich wirken läßt, wird dem Schlußwort des Festvortrages
von Prof. J. Weyrauch freudig zustimmen: „So zeigt
sich also, daß wir von Robert Mayer nach verschiedenen Richtungen
lernen können. Wenn ihn Tyndall, der weitblickende englische
Forscher, den größten Genius des 19ten Jahrhunderts nannte,
wenn die heutige Naturwissenschaft und Technik auf seinen Schultern
stehen, er ist nicht nur ein Bahnbrecher der Erkenntnis, ein
Märtyrer der Wissenschaft, sondern auch ein Förderer des Gemeinwohles
, ein charaktervoller und guter Mensch gewesen. Sein
Name wird neben Galilei, Keppler, Newton immer
heller durch die Jahrhunderte strahlen, ein Leitstern kommender
Geschlechter, zum Ruhme seiner Nation und seines geliebten
schwäbischen Heimatlandes." „T. T." 25. Nov. 14.
Nochmals die angebliche Weissagung
aus Altötting.
Vom Red. Dr. Fr. Maier.
Zu diesem schon in der K. Not. a) des vorigen Heftes entlarvten
Schwindel gingen uns nachträglich noch die folgenden
näheren Einzelheiten zu. Ein „Aufklärungsbericht" des „Kärntner
Tagblatt" vom 22. Nov. 14 stellte fest, daß nach Mitteilung des
katholischen Stadtpfarramts St. Egyd in Klagenfurt diese Prophezeiung
von einem dortigen Geschäfte (ähnlich wie auch zu Libau
i. Schi.) sogar zur Reklame gebraucht werde, und bemerkt dazu
(laut „Augsburger Postzeitung" Nr. 567 vom 10. XII. 14, Vorabendblatt
) : „Wir gingen nun der Sache weiter nach und fanden,
daß ein hiesiger Hebräer, der Kaufmann E. N., die geniale Idee
hatte, das Altöttinger Kloster für sein Geschäft zu mißbrauchen.
Er verkaufte die Karte mit der angeblichen Prophezeiung zu
10 Heller (also wohl mit 900 Prozent Gewinn) und muß kein
schlechtes Geschäft gemacht haben, denn dieser Tage war die
Karte ausverkauft und N. tröstete seine Kunden mit einer Nachbestellung
. Diese zweite Auflage traf auch bald ein, unterschied
sich aber von der ersten außer der Papierfarbe auch dadurch, daß
diesmal die Karten einen Firmenaufdruck (Verlag Fr. Wenzel,
Braunau i. B.) zeigten. Sonderbar, daß jene Leute, die den Katholiken
so oft Aberglauben vorwerfen, diesen selbst als Reklame benützen
, noch dazu unter sträflichem Mißbrauche des Namens eines
altehrwtirdigen hochangesehenen Klosters."
Auch uns kam die (von nichtkatholischer Seite eingesandte)
Zeitungsnotiz der „Ostdeutschen Rundschau" schon wegen ihrer
modern politischen Ausdrucksweise gleich sehr verdächtig vor;
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