Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 87
(PDF, 159 MB)
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Maier: Kochmals die angebliche Weissagung aus Alttötting. 87

Prophezeiung suggestiv wirken kann, kommt auf der Seite des
angeblich besonders beanlagten Menschen [als Medium] seine
höchst positive Kenntnis von den Dingen in Betracht. In
diesem Sinne habe auch der alttestamentliche Jeremia von Anatot
die Rolle des Propheten [als des mehr wissenden Sehers] aufgefaßt
. „Es war schließlich kein Kunststück, in den letzten Jahren
den bevorstehenden Krieg vorherzusagen und auch über den Ausgang
allerlei zu vermuten. In dem Sinne ist das Buch von Probe
n i u s über Deutschlands Schicksalsstunde viel blendender als
irgend eine durch Tischrticken erzählte Mitteilung aus der vierten
Dimension. — Im Februar 1911 teilte ein Herr G. W. Surya [wohl
Pseudonym?] allerlei Prophezeiungen über die Jahre 1913 bis 1915
mit und bemerkte dazu gelegentlich: „Kein vernünftiger Mensch
kann mit dem Polizeistaat Preußen sympathisieren!I"

Der wichtigste Grund für die Richtigkeit vieler Prophezeiungen
liege aber im Zufall. So hatte u. a. die berühmte
Mme. de Th£bes schon für frühere Jahre überraschend eingetroffene
Vorhersagen gemacht. Dieser Zufall spiele besonders auch
in der Mystik der Zahlenreihen eine Rolle, die jedoch in
Wahrheit nur eine geistreiche Spielerei sei, was auch von der
Hinzuzählung von Quersummen zu bestimmten Zahlen gelte. — Auch
bei den auf astrologischem Weg erzielten Vorhersagen liegt ja die
Sache so, daß zufälliges Eintreffen ausposaunt wird, während
Fehlgriffe meist unbeachtet bleiben und rasch vergessen werden.
So ist eine Vorhersage des hundertjährigen Kalenders von Knauer
jetzt allenthalben sogar auf Postkarten zu lesen, deren vorsichtig
gefaßter Schlußsatz: „An Weihnachten wird man von Frieden
singen" leider nicht der Erwartung gemäß eingetroffen ist.

Wir selbst haben vor solchen politischen Prophezeiungen, die
überdies unter Umständen gemeingefährlich erscheinen, wiederholt
eindringlich — leider nur nicht überall mit Erfolg — gewarnt, weil
auch wir den Eindruck haben, daß es sich — ganz abgesehen von
absichtlichen Mystifikationen — dabei größtenteils nur um instinktive
Ahnungen oder um geschickte Kombinationen naheliegenderVer-
mutungen handelt. Gegen die verallgemeinernden Schlußfolgerungen
Epstein's über die Wertlosigkeit aller okkultistischen
Bestrebungen muß aber jeder ernste Forscher Einsprache erheben,
der die einschlägigen, sehr gründlichen Studien eines du Pre 1,
Hellenbach, Bormann (in seinen „Nornen"), Albert Kniepf
(vgl. Nov.-Dez.-Heft, S. 649), und anderer Führer des Okkultismus
näher kennen gelernt hat. Auch hier heißt es eben: „Man darf das
Kind nicht mit dem Bade ausschüttenwenn man der Wahrheit
dienen will.


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