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94 Psychische Studien, XLII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1915.)
die ideale Aehnlichkeits - und Gestaltungsform gesellt. Wie er
hieraus das Zustandekommen der Weit der Erscheinungen entwickelt
, ist in der Form eines kurzen Berichtes wiederzugeben unmöglich
. Am besten kennzeichnet vielleicht ein Zitat aus dem
Kapitel über das „Leben* des Verf. Anschauungen und die Sprache
seines Buches: „Das Schicksal der Seelensubstanz in den Geistesorganen
, sowie der Seelensubstanz in den Sinnesorganen ist das
gleiche, wie das der allgemeinen Gefühls- oder Empfindungssubstanz
des Fleisches. Mit der Unfähigkeit der EmpfiDdungsWahrnehmung
(Perzeption), bezw. mit dem Verlust der Schwingungsfähigkeit des
substantiellen Körpers ist das allgemeine Empfindungsvermögen der
substantiellen Individualität und mit dieser das besondere Empfindungsvermögen
der Geistesorgane aufgehoben. Mangeb Schwin-
fungsfähigkeit und Empfindungsvermögens ist die sog. „Seelen-
unktion* der Individualität erloschen. Die gesamte Substanz des
mit Empfindung erfüllten (impleierten) Körpers, ohne Unterschied
ihrer spezifischen Funktionen, geht auf dem prädestinierten Weg
der Auflösung in die Urzustanasform zurück, die fleischliche wie die
geistige. Eine besondere .menschliche11 Seelensubstanz oder Seelenwesenheit
und eine „besondere* Seelenbestimmung kennt das fundamentale
substantielle Grundgesetz nicht.* Des Verf. Ausführungen
berühren sich vielfach mit den Anschauungen Haeckel's.
Freuden berg-Bonn.
Die ReYnkarnations- oder Wiederverkörperungslehre. Von An nie Be
sant, deutsch von Franz Hartmann. Verlag von Dr. Hugo
Volirath, Leipzig. Oktav, 182 S. Preis brosch. 3 M.
Sich auf die Berichte solcher stützend, die sich vergangener
Erdenleben erinnern wollen, baut Verf. ihre Ausführungen auf religiöse
Vorstellungen des alten Indiens und auf moralische Anschauungen
auf, nach denen die Ungerechtigkeiten des Lebens nur dadurch
erklärt werden können, daß jeder im gegenwärtigen Erdenleben
das zu büßen hat, was er in vergangenen verschuldete. Hieraus
ergibt sich eine für das Abendland neue Sittenlehre. Nach ihr soll
jeder so leben, daß er in künftigen Erdenleben möglichst wenig
Schuld zu büßen hat. Auch auf das Auf- und Abblühen ganzer
Völker werfen diese Anschauungen manches Licht, sodaß sie von
nicht geringem Interesse auch für solche sein dürften, die sich zu
ihnen nicht bekennen. E. W. Dobberkau.
„Der getreue Eckart" 1915, Jahrbuch für denkende Freunde der
Natur, der Menschen - und der Tierwelt. Herausgegeben von
Prof. Dr. Paul Förster, Friedenau. Verlag von Albert Schütt,
Dresden-A. 16, Zöllnerplatz 7. 49 S. 15 Pf. (50 St. 5 M., 100 St. 10 M.).
Der Herausgeber dieses im 5. Jahrg. erscheinenden Jahrbuchs
sagt im Vorwort sehr schön: „Der „Getreue" verspricht denkenden
Freunden der Natur, der Menschen- und der Tierwelt ein Geleiter
durch die Spanne eines Jahres und darüber hinaus zu sein. Demnach
könnte und sollte er aus der reichen Füller von Tatsachen und
Gedanken und aus den vielfachen Erneuerungsbestrebungen mit
ausgleichender Gerechtigkeit auswählen, so viel eben auf dem bescheidenen
Baume unterzubringen ist. Das war auch für 1915
meine Absicht. Da ist plötzlich der große Krieg — nennen wir ihn
schlechthin den „deutschen Krieg" — ausgebrochen, und dieses gewaltige
Ereignis, das, so vertrauen wir, eine Weltenwende herbeiführen
wird, hat mich genötigt, der Bückschau auf 1815 und der
Erinnerung an Bismarck [dessen mannhaft schönes Bild das Titelblatt
schmückt] einen Ueberblick über die Erlebnisse der Gegen-
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