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104 Psych. Stud. XLII. Jahrg. 3. u. 4. Heft. (März-April 1915.)
neuem lernen, einen lebenden Körper zu beherrschen. Die
Schwierigkeit wird noch größer durch den Umstand, daß es ein
fremder Organismus ist, dessen sich der Spirit bedient und daß
die Seele des Besitzers nicht entfernt ist. Man kann sich vorstellen
, daß auch bei diesen Methoden Irrtum und Konfusion nur
zu leicht eintreten, insbesondere im Anfangsstadium, wo der Mechanismus
noch nicht genug geübt ist.
Früher war auch Prof. H y s 1 o p der Anschauung Dr.
Hodgson's, daß der Kommunikator sich in einem trance- oder
baumartigen Zustande befinde während der Mitteilung, weshalb
letztere nur in Bruchstücken und unvollkommen, oft auch unklar
und unverständlich erfolgt. Aber schon die Methode der „geistigen
Bilder" mit der Schwierigkeit der Auslese aus dem Gedankenpanorama
, das übermittelt wird, mußte die Annahme eines
Traumstadiums einschränken und ihr viel von ihrer Wahrscheinlichkeit
nehmen. Noch mehr ist dies der Fall bei der direkten
Methode: die Schwierigkeit einen fremden Organismus zu benützen
für einen Geist, der nicht mehr gewohnt ist, in einem
Körper zu existieren, die Notwendigkeit auch auf das Unterbewußtsein
des Mediums zu wirken, dasselbe gewissermaßen auszuschalten
und ebenso den geistigen Zustand der Sitzungsteilnehmer
, die wandernden Gedanken wirkungslos zu machen, —
all' das erklärt zur Genüge unvollkommene und ungenügende,
bezw. verwirrende Mitteilungen.
Prof. H y s 1 o p weist noch besonders auf die bekannte
Schwierigkeit hin, in den Spiritmitteilungen Eigennamen
zu erhalten. Der Gelehrte glaubt, daß es teilweise phonetische
Schwierigkeiten sind, ähnlich jenen im telephonischen Verkehr,
wie denn letzterer mehr als eine Analogie mit dem Prozeß der in
Rede stehenden „Geister-Mitteilungen zeigt.
(Fortsetzung folgt).
Der Fall Costy und das Buch
des Herrn Prof. Dr. Staudenmaier.
Von Dr. med. Freudenberg-Bonn.
Die Pariser Zeitung, „L e M a t i n \ brachte in einer Nummer
des vergangenen Jahres die nachstehende Mitteilung, welche
von großem psychologischen Interesse ist:
„Der rechnende Polizis t."
Paris, 13. Mai 1914. — Der Polizeibeamte Costy, ein
kräftiger Herr von 36 Jahren aus der Franche-Comte, ist seit 11
Jahren Wohlfahrtspolizist im 9. Arrondissement. Er füllt seinen
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