Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 108
(PDF, 159 MB)
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108 Psych. Stud. XLII. Jahrg. S. u. 4. Heft. (März-April 1915.)

Außer diesen akustischen Halluzinationen, wie sie der Pschy-
chiater nennen würde, traten jedoch auch andere, namentlich optische
auf. Teils waren es Hlusionen, indem der Verfasser aus den
Zweigen der Bäume, aus Wolken usw. geisterhafte oder auch
phantastische Gestalten formte, teils waren es wirkliche Visionen
von verblüffender Lebendigkeit, die schließlich sexuelle Färbung
annahmen. Aber auch andere Erscheinungen'traten auf, Geräusche
, die ohne sein bewußtes Zutun entstanden und nicht nur von
ihm, sondern auch von andern gehört wurden, die eigentümliche Zersplitterung
einer chemischen Substanz, erst scheinbar spontan, dann
durch seine Willenskraft, auch vor Zeugen hervorgerufen. Be-
sonders qualvoll waren für den Verfasser in dieser Zeit geistige
Anfechtungen geradezu diabolischer Art; doch wie sehr er auch
darunter litt, er sagte sich, daß hier grundlegende Entdeckungen
zu machen seien, und er beschloß, auszuharren. Da jedoch seine
Gesundheit unter den bisherigen Versuchen auf das Empfindlichste
gelitten hatte, so beschloß er nach einem Vierteljahr, die ganze
Lebensweise und die ganze Taktik zu ändern; zu versuchen auf
Grund der gemachten Erfahrungen die Gesetze, nach welchen sich
die Phänomene vollziehen, zu erkennen und planmäßige, selbstän-
dige Experimente auszuführen. Hatte er sich doch bislang viel-
fach passiv ^ on den sich meldenden Wesen führen und irreführen
lassen. Obwohl er diesen ein gewisses Maß von selbständiger
Intelligenz zuerkennen mußte, so erschien ihm doch anderseits
ihr Benehmen so sonderbar, so einseitig befangen, ihre ganze
Gesinnung gegen ihn häufig, wenn auch nicht immer, so vollständig
von seiner eigenen Stimmung abhängig, daß er daraus schloß,
der größte Teil der Ursachen der magischen Phänomene liege in
ihm selber, und es handele sich nicht um das Einwirken von Gei-
stern. Bei der neuen Lebensweise und Taktik nahm übrigens seine
Mediumität ab. Namentlich Ferwirkungsexperimente, z. B. Bewegungen
der Wage ohne Berührung gelangen jetzt weniger gut.
Dagegen entwickelte sich jetzt durch „seine Geister" eine derartig
störende Verfolgung: Schläge ans Fenster oder Krachen im Zimmer,
Werfen mit Äpfeln und dgl, daß sich Verfasser nach mittelalter-
liehen Begriffen für besessen halten und fürchten mußte, irrsinnig
zu werden. Trotzdem, wenn auch in sehr niedergedrückter Stimmung
, hielt er aus.

Indem sich in der Folge einzelne Halluzinationen immer detit-
licher und bestimmter heraushoben und öfters wiederkehrten, kam
es zur Bildung förmlicher Personifikationen, die jede für sich, ganz
und gar von ihm Besitz nehmen wollten. Da war die Personifikation
„Hochmut", „Kind", „Rundkopf " (ein Spielzeug), .Jugend" usw.,
die jede einzeln mit den andern in beständigem Streite lag. Das
waren aufreibende Zeiten für den Verfasser, aber sie brachten ihm
eine reichliche persönliche Erfahrung, und wir dürfen ihm wohl

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