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Freudenberg: Der Fall Costy und das Buch Dr. Staudenmaier,s. 109
zustimmen, wenn er sagt: „In dieser Art ging es durch weitere
Jahre hindurch fort, wie in einem Circulus vitiosus, immer wieder
verlockend, dann wieder aussichtslos. Fürwahr, wohl selten wurden
bei einer wissenschaftlichen Entdeckung solche Um- und Irrwege
eingeschlagen, als von mir! Ich war ja, fast ohne es zu wollen
und zu merken und ohne genügende Vorkenntnisse in ein mir völlig
fremdes Gebiet geraten. Durch die zahlreichen Irrfahrten nach
den verschiedensten Richtungen habe ich aber dafür in das weite
Gebiet der Magie einen Einblick gewonnen, wie ihn bis jetzt Niemand
besitzt." Für die diesbezüglichen Studien wählt er nämlich
mit Absicht den Namen Magie unter Verwerfung anderer Benennungen
, wie Okkultismus, Metapsychik usw., und zwar schwebt ihm
dabei die Magie als eine regelrechte, exakte und experimentelle
Naturwissenschaft, als eine Art Experimentalmagie vor.
Allmählich hat es der Verfasser gelernt, den Verkehr mit seinen ,
„Personifikationen", wenn auch nicht völlig, zu beherrschen, so
doch erträglich zu regeln, vor allem sich ihnen gegenüber auf einen
objektiven Standpunkt zu stellen. Und so, daß es eine reife Frucht
ist, die er uns als Fazit bietet. So zunächst seine höchst interessanten
Ausführungen über das Wesen der Halluzinationen. „Auch
die lebhafteste Halluzination", sagt er, „ist zunächst ewas Subjektives
. Es frägt sich nun läßt sich eine solche nicht vielleicht
so mitteilen, daß sie auch objektiv und real wird und an
einer bestimmten Stelle des Raumes auftritt? Ich behaupte ja."
Leider verbietet uns der beschränkte Raum, näher auf die hier folgende
Begründung einzugehen, sowie auf die angegebenen Mittel
zur Verstärkung der Halluzinationen. Es möge der kurze Hinweis
genügen, daß es sich beim magischen Denken und Sichvorstellen
um e;ne psychische Tätigkeit unter gleichzeitiger, planmäßiger Herbeiziehung
des Körpers, namentlich der Muskulatur, handelt, während
sonst beim Menschen psychische und physische Tätigkeit mit
einander abwechseln oder wenigstens von einander unabhängig sind,
Auch bezüglich der praktischen Anleitung zur Ausführung
magischer Experimente des bewußten Ichs müssen wir auf das
Original verweisen, da sich selbstredend solche komplexe Gegenstände
nicht mit ein paar Worten abmachen lassen. Vor allen
Dingen ermahnt der Verfasser den Anfänger im magischen Experimentieren
, mit dem Kleinsten und Einfachsten zu beginnen. In
dieser Weise läßt sich, wie er ausführt, eine planmäßige und stufenweise
Steigerung erzielen bis zur höchsten und kompliziertesten
Leistung. „Ähnliche Fehler, wie ich anfangs, machen ständig die
Spiritisten. Sie versuchen möglichst bald ganze Geistergestalten zu
produzieren. Es finden sich Literaturangaben, daß die Phänomene
greifbare, lebenswarme Hände hatten und gleichzeitig wie wirkliche
Menschen atmeten, sprachen usw. Die Spiritisten beginnen vielfach
gleich mit dem Tischrücken und bemühen sich, große und schwere
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