Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 115
(PDF, 159 MB)
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Freudenberg: Streiflichter auf japanischen Kultus. 115

es nun durchaus denkbar, daß gerade solche Elemente bei der
mongolischen Einwanderung über Korea in Japan eine gewisse
Rolle gespielt hätten. Indeß gebe ich diese Idee, da für mich
unbeweisbar, nur unter Vorbehalt wieder.

Über die Religion der Japaner möchte ich zunächst nur
einige allgemeine Bemerkungen machen, und Spezielleres weiter
unten, bei passender Gelegenheit, ausführen.

Die ursprüngliche Religion der Japaner, wie wir dies bei
allen Völkern im Zeitalter ihrer Kindheit finden, ist ein reiner
Naturdienst. Sehr frühzeitig aber hat sich hierauf, jedenfalls unter
chinesischem Einfluß, die Ahnenverehrung gepfropft, ohne indeß
bis auf den heutigen Tag die Spuren des ersteren völlig zu verwischen
. Der Ahnenkult besteht in der Verehrung der Kami,
d. h. der Geister berühmter Fürsten, Helden, Priester, Gelehrter
usw., und die Reihe derselben ist gegenwärtig keineswegs geschlossen
, wie uns der Fall Nogis beweist, jenes ausgezeichneten
Feldherrn, der bekanntlich beim Tode seines Kaisers Harakiri verübte
, und zu dessen Grab jetzt unzählige fromme Pilger wallfahrten
. Diesen Verhältnissen entsprechend ließ sich beim Ahnenkult
ruhig die uralte Verehrung der Naturgottheiten, welche vielfach
an bestimmte Lokalitäten geknüpft war, beibehalten, indem
diese Götter und Göttinnen einfach in die Reihe der Kami eintraten
. So konnte der primitive Sonnenkultus in vorgeschrittener
Zeit auf den Kaiser als den Sohn der Sonne übertragen werden,
gleich jenen römischen Imp|ratoren, welche freundlich die Lehre
Mithras begrüßten, die den „Sol invictus" feierte, als dessen Sohn
und irdisches Sinnbild sie sich fühlten, oder wenigstens vor der
Welt erscheinen wollten. Allmählich ist die Verehrung des jeweilig
regierenden Kaisers, des Mikados, oder, wie man jetzt sagt,
des Tennos, als des Sohnes der Himmelskönigin in den Vorder-
grund des Kamidienstes gerückt und wird gegenwärtig - äußer-
lieh wenigstens — vielleicht mehr als je betont Dabei ist der
Tenno theoretisch zugleich der Oberpriester der Shintoreligion, d.
h. des „Wegs der Götter *, wie dieser Ahnenkultus in Japan genannt
wird. Alljährlich verrichtet der Kaiser deshalb in einem
Tempel eine bestimmte gottesdienstliche Handlung, freilich nicht
in einem Tempel des Landes, und nicht vor der Öffentlichkeit,
sondern in einem besonderen Heiligtum, welches mit seinem Palast
"in Verbindung steht. Die Zeremonie vollzieht sich in aller Stille,
nur das Vorsichgegangensein derselben wird bekannt gegeben.

Wie mächtig die Herrschaft der primitiven Naturreligion über
die Gemüter in den Gegenden noch ist, in denen sich der Shin-
toismus in seiner ursprünglichen Form rein erhalten hat, illustriert
auf das anschaulichste ein Vorfall, der sich während meines
Tokyoer Aufenthaltes in den Bergen der Nachbarschaft zutrug.
Es herrschte damals in dem betreffenden Landstriche große Dürre,

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