Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 116
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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116 Psych. Stud. XLIL Jahrg. 8. u. 4. Heft. (März-April 1915)

so daß die Ernte bedroht erschien. Anhaltend wurde gebetet und
reichlich wurden Opfer gespendet. Aber nichts half. Man war
am Rande der Verzweiflung. Schließlich wurde beschlossen, das
hölzerne Standbild des beharrlich den Regen verweigernden Regengottes
zur Strafe so lange in den Fluß zu werfen, bis sich der eigensinnige
Gott entschlösse, es endlich regnen zu lassen. Nur ein
alter, angesehener Mann widersetzte sich dem und trug den Sieg
davon. Aus Vernunftgründen? Gott bewahre. Er fürchtete nur,
daß, wenn man den Gott auf dieseWeise zum Regnenlassen zwänge,
er, einmal im Gange, es dann vielleicht zu viel regnen lassen könnte.
Es Würde hierdurch möglicherweise zu einer Überschwemmung
kommen und diese einen größeren Schaden anrichten, als die
gegenwärtige Trockenheit. Man sieht, die Gottesvorstellung
dieser Japaner ist noch nicht einmal auf der Höhe eines halbwegs
vernünftigen Animismus angelangt, auf dem man mit der
Gottheit in verständiger Weise von Macht zu Macht hätte verhandeln
können. Diese Leute sehen in ihr noch die rohe, ungezügelte
und blinde Naturgewalt.

So haftet dem Shinto, in seiner rückständig gebliebenen
Form wenigstens, eine ausgesprochene Kindlichkeit an. Wir erkennen
an ihm eine gewisse Formlosigkeit. Wir sehen ihn bereit, den ihn
von außen treffenden Eindrücken nachzugeben, und wir verstehen
zugleich, wie es in seinem Wesen lag und liegt, seine Jünger zu
einer weitestgehenden religiösen Toleranz zu erziehen. Als der
Buddhismus durch ganz Asien seine Siegeslaufbahn nahm und
auch recht bald Japan erreichte, stieß er hier, seitens des Shintos,
auf keine Gegnerschaft, zumal da diesem eine eigene Moral fehlte
und er eine solche von dem chinesischen Confuzianismus entlehnt
hatte. In dem sog. Ryobu-Shinto kam es sogar zu einer bewußten
Verschmelzung zwischen Buddhismus und Shintoismus.
Nur die uralten Sanktuarien von Ise und Jzumo machten ersterem
keine Zugeständnisse. In alle andern Schreine, wie die durch-
gehends schlichten Tempel des Shintos genannt wurden, drangen
buddhistische Symbole und Zeremonien ein. Es muß gleich an
dieser Stelle bemerkt werden, daß der über China in Japan eingeführte
Buddhismus keineswegs die reine Buddhalehre repräsentiert
, sondern nur ein modifizierter — vielleicht darf man sagen
entarteter — Abkömmling derselben ist. Das freundschaftliche
Verhältnis zwischen diesen beiden Kulten hat sich erst dadurch
einigermaßen geändert, daß von dem Vorgänger des gegenwärtigen
Tennos der Shinto zur Staatsreligion erklärt wurde. Dem liegen
aber lediglich politische Motive zugrunde, und es ist in diesem
Akt keinerlei Feindseligkeit gegen den Buddhismus als solchen zu
erblicken. Ist doch der Oberpriester eines Haupttempels in Kyoto
der Schwager des regierenden Kaisers. Immerhin aber werden
jetzt allmählich aus denShintoschreinen die buddhistischen Symbole


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