Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 121
(PDF, 159 MB)
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Kaindl: Wiederverkörperung.

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und höchsten Form, von der wilden Raserei berauschter Mänaden
bis zur Verklärung verzückter Heiliger, alle Gradunterschiede
\ ertreten. Aber nicht nur in den höheren, sondern auch in den
niederen Formen des Entrücktseins, wie in der durch betäubende
und berauschende Mittel hervorgerufenen Ekstase der Schamanen
offenbaren sich höhere Fähigkeiten der Psyche, wie z. B. Fernsehen
in Raum und Zeit und das Reden in fremden Sprachen. 2)

Das Wesen der Ekstase bleibt sich eben in allen Fällen
gleich: die Nervenkraft löst sich aus ihrer organischen Verbindung
und tritt mit dem Geiste der Dinge und der Natur in unmittelbare
Berührung. In diesem Verhältnis und den daraus sich
ergebenden Wechselwirkungen haben alle mystischen Erscheinungen
ihren Ursprung; es ist keine neue psychische Kraft, die
sich in letzteren offenbart, sondern nur die außerhalb ihres organischen
Systems wirkende Naturkraft.

Hierauf beruht nun auch das übersinnliche Perzeptionsver-
mögen der Ekstatiker, und so wenig ein Blinder die ihm von
Sehenden übereinstimmend geschilderten Gesichtseindrücke bezweifeln
wird, ebensowenig wird auch der vernünftige Skeptiker
die auf übersinnlichem Wege gewonnenen Eindrücke der Ekstatiker
bezweifeln, wofern nur ihre diesbezüglichen Angaben, ohne
Rücksicht auf Zeit und Ort, eine genaue Übereinstimmung zeigen
; und gleich dem Blinden wird auch er zu dem Schlüsse gelangen
, daß den übereinstimmend geschilderten Eindrücken bestimmte
objektive Realitäten entsprechen müssen; hingegen wird
er die von ihnen behaupteten übersinnlichen Wahrnehmungen,
wofern sie sich widersprechen, oder doch nach Ort und Zeit
wechseln, sorgfältig prüfen, ob und inwieweit sie sich auf objektive
Ursachen zurückführen lassen oder ihren Ursprung im Subjektiven
haben. So machen z. B. die übereinstimmenden Angaben
von Reichenbach's Sensitiven die objektive Realität der von ihnen
behaupteten Erscheinungen in hohem Grade wahrscheinlich,
umsomehr, als sie auch mit den Aussagen der Somnambulen übereinstimmen
, während die nur dem Mittelalter eigentümlichen
Teufelerscheinungen einen subjektiven Ursprung verraten.

Ein Faktor von nicht zu unterschätzender Bedeutung, den,
meines Erachtens, die, Geisteswissenschaft • nicht gehörig in Rechnung
gezogen hat, ist die von Dr. Schrenck-Notzing experimentell
festgestellte Tatsache der externen Ideoplastik, d. i.
der plastischen Objektivierung subjektiver Vorgänge.

Durch die Projektion subjektiver Elemente in die objektive
Welt werden für den Ekstatiker neue Wahrnehmungsobjekte geschaffen
, die, wenn auch unstet und flüchtig, ihm vermöge seiner

-) Beispiele hierfür rindet man in Dr. Joh. Passavant's „Untersuchungen
über den Lebensmagnetismus".


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