Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 122
(PDF, 159 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0126
122 Psych. Stud. XL1I. Jahrg. 3. u. 4. Heft. (März-April 1915.)

erhöhten Wahrnehmungsfähigkeit bisweilen ebenso real erscheinen
wie die Objekte der Sinnenwelt; überdies verdichten sich solche
ideoplastische Projektionen nicht nur zu bloßen Ätherformen,
sondern auch zu mehr oder minder materiellen, auch den normalen
Sinnen wahrnehmbaren, Objekten. Die Geschichte des Somnambulismus
lehrt uns, daß die Ekstatiker in der Regel den subjektiven
Ursprung und die ephemere Natur derartiger Gebilde verkennen
und sie für ebenso selbständig existierende, reale Wesen und
Wesenheiten halten, wie die Objekte der Sinnenwelt. Diese
Verwechselung des objektivierten Subjektiven
mit dem Objektiven bildet eine
ergiebige Quelle des Irrtums, die weder die
„Geisteswissenschaft 6y noch die Theosophie, noch der Spiritismus
zu vermeiden wußte, woran, wie mich däucht, die Geringschätzung
schuld trägt, welche ihre Anhänger der experimentellen Forschung
und ihren Errungenschaften gegenüber bekunden.

Um zu zeigen, wohin es führt, wenn man die psychische Forschung
vernachlässigt, und sich eines kritischen Studiums der
mystischen Erscheinungen entschlägt, mag es am besten sein, die
Theosophie selbst in einem ihrer hervorragenden Vertreter hier
zu Worte kommen zu lassen, und zitiere ich zu diesem Behüte
eine Stelle aus Dr. GrävelPs Studie über „Besessenheit**/')

Dieselbe lautet: „Wenn wir plötzlich hellsehend würden,
sähen wir mit Entsetzen fremde Wesenheiten, die sich bei uns
herumtreiben, so gut wie Mikroben und Bazillen. Es wäre Zeit,
daß man eine eigene Wissenschaft gründen würde, die sich mit
diesen Wesenheiten befaßt: eine geistige Mikroskopie.*'

Die Voreiligkeit, womit die Eingeweihten der Theosophie ihre
Schlüsse ziehen, welche Überstürzung der Engländer treffend als
„to jumb at conclusion** („zu Schlüssen springen**) bezeichnet,
mag folgende Stelle aus demselben Artikel beleuchten:

„Ich kenne einen Fall, wo ein einfacher Friseur von der
Theosophie hörte, aber weil er ungebildet und unklar war, und
einen kurzen Verstand hatte, zu den törichtsten Dingen getrieben
wurde. Er ward völlig willenlos, phantastisch, sah überall Gespenster
und konnte nur dadurch vor dem Selbstmord bewahrt
werden, daß man ihm eine Stelle als Gärtner verschaffte. Wenn
er z. B. jemand rasieren sollte, hatte er stets das Verlangen, ihm
den Hals abzuschneiden: also Besessenheit!**

Anstatt von Ungebildetheit, Unklarheit, Borniertheit, Willens-
losigkeit, Phantasterei, Gespensterfurcht, einem Antrieb zum Halsabschneiden
und einem Hang zu Selbstmord sogleich auf Besessenheit
zu schließen, wäre meines Erachtens vernünftiger und
richtiger gewesen, die Lehren der Theosophie, die der arme Fri-

3) „Psych. Stud.", Nov.-Dez.-Heft 1914 S. 608.


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