Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 131
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Grävell: Christusgeist.

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seitigkeit führt zum Hass. Man betrachte irgendwelche Erscheinung
der Gegenwart: immer wird man bemerken, dass irgend ein
Hass zugrunde liegt, ein Vorherrschen zu starken subjektiven
Elementen nach irgend einer Richtung hin. Der Gegner hat immer
Unrecht, und weil er angeblich schlecht ist, hasst man ihn. Ob-
jektiv denkt niemand, weil das kleine Ich immer mehr oder weniger
interessiert ist. Was nutzen da alle Friedenskongresse? Wer nicht
okkult geschult ist, versteht von Politik nichts. Denn er kann
doch nicht wissen, was im Rate der Götter beschlossen ist. Nicht
Menschen beherrschen die Welt, sondern jene unsichtbaren Kräfte,
die tiefer sehen wie wir und mehr Liebe haben.

Man denke, um nur ein Beispiel anzuführen, an das Vor-
dringen eines Volkes. Wer kann sagen, ob es nicht den Polen
vom Schicksal bestimmt ist. sich auf Kosten der Deutschen auszubreiten
, wie sie dieses im Mittelalter auf Kosten der Slaven getan
haben? oder ob die Dänen in Nordschleswig nicht das Recht
haben sollen, sich als Dänen zu fühlen? Wer gegen die Liebe,
die sich als fundamentale Gerechtigkeit zeigen muss, kämpft,
streitet gegen das Schicksal, das früher oder später doch eintritt.

„Und wer sich ve.misst, es klüglich zu wenden,
Der muss es selber erbauend vollenden."

Man will internationale Institutionen errichten, um friedlich-
schiedlich die Reibungsflächen abzuschleifen. Aber meist kommen
doch nur klägliche Kompromisse heraus, so lange die führenden
Staatsmänner vielleicht gute Juristen oder Diplomaten sind, aber
keine Geisteswissenschaftler. Der heilige Nikolaus von der
Flur kam einst aus seiner Klause in Ranft in der
Schweiz nach der Tagsatzung von Stans, um Frieden zu stiften
— und es gelang ihm. Aber wäre das heute noch möglich?
Eine Heilige bewog den Pabst nach Rom zurückzukehren? Würde
sie heute Gehör finden? —

Der Christusgeist ist recht schwach geworden, aber der Weltgeist
stark. Was soll man tun? Jeder sollte sich zum obersten
Gesetze machen, stets das zu tun, von dem er glaubt, dass es
seinen geistigen und moralischen Fortschritt und den anderer bewirkt
. Wenn er einen persönlichen Vorteil dabei hat, soll er stets
dies als eine Warnungstafel ansehen und stutzig werden. Wenn
jeder unegoistisch handelt, wird die Welt zu einem Paradies, und
wenn man entgegenhält, man käme zu Schaden, wenn andere
nicht gleich uneigennützig handeln, so soll man denken: Die
Liebe zeigt sich im Opfer.

Der Mann soll stets in erster Linie unpersönlich, streng
idealistisch handeln, das Weib ebenfalls möglichst unpersönlich
, ohne Unterschiede zu machen. Christus hat gesagt: Wer
Vater oder Mutter mehr liebt, als mich, der

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