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142 Psych. Stud. XL1L Jahrg. 3. u. 4. Heft. (März-April 1915.)
III. Abteilang.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Bulwer und der Okkultismus.
Von Dr. med. Franz Freudenberg (Bonn).
Seinem historischen Roman: „Harald", der neben „Zanoni"
wohl das meiste Interesse für den Okkultisten bietet, soweit die
Bulwer'schen Romane hierauf Anspruch erheben dürfen, fügt Sir
Bulwer einige Notizen hinzu, die an dieser Stelle wiederzufinden
vielleicht dem einen oder dem anderen Leser nicht unlieb sein
dürfte:
I. DieFylgia oder der Schutzgeist. Dieser
Hebliche Aberglaube in der skandinavischen Religion ist um so bemerkenswerter
, als er im Glauben der eigentlichen Teutonen nicht
vorkommt, und mit dem guten Engel oder Schutzgejst der Perser
enge zusammenhängt. Er bildet deshalb einen Beweis für die asiatische
Abstammung der Nordmänner.
Die Fylgia (begleitender Geist) wurde immer als weibliches
Wesen dargestellt. Ihr Einfluß war nicht durchaus günstig, wiewohl
letzteres ihr Hauptmerkmal ausmacht. Wurde sie vernachlässigt
, so war sie der Rache fähig, zeigte aber die ganze Hingabe
ihres Geschlechts, wenn sie geziemend behandelt wurde. Grenville
Pigott in seinem neuen Handbuch der skandinavischen Mythologie
erzählt eine inteiessante Legende in betreff einer dieser übernatürlichen
Damen:
„Ein skandinavischer Krieger, Halfred Vandrädakald, hatte
den christlichen Glauben angenommen. Als er nun von einer, wie
er glaubte, tötlichen Krankheit befallen wurde, fürchtete er natürlich
, ein Geist, der ihn durch sein heidnisches Leben begleitet,
dürfe ihm nicht in jene andere Welt folgen, wo dessen Gesellschaft
ihn in verdrießliche Geschichten verwickeln könnte. Die hait-
näckige Fylgia wandelte gleichwohl in Gestalt eines schönen Mädchens
auf den Wogen der See hinter seinem Wickingerschiff her
und kam so nahe, daß die ganze Schiffsmannschaft sie erblickte.
Halfred, seine Fylgia erkennend, sagte ihr mit dürren Worten, daß
ihre Verbindung für immer ein Ende habe. Die verlassene Fylgia
besaß aber auch ihren Stolz und fragte nun Thorold, ob er sie
nehmen wolle. Dieser war ungalant genug, sie auszuschlagen.
Half red der Jüngere aber sagte: „Mädchen, ich will dich nehmen."
In den verschiedenen Nordlandssagen gibt es verschiedene
Anekdoten über diese Geister, welche immer reizend erscheinen,
weil sie ihren weniger irdischen Attributen stets etwas vom Charak-
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