http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0148
144 Psych. Stud. XLII. Jahrj». 8. u. 4. Heft (März-April 1915.)
auf jede tätige Mithilfe verzichten müssen; für den einzelnen ist
somit die Last zu schwer geworden. Mit freundlichen Grüßen
verbleibe ich Ihr ergebener Karl Krall.*4 Auf beigelegter Postkarle
führt der um die Tierpsychologie so verdiente Besitzer die beiden
, höchst intelligent ausschauenden Pferde vor, mit dem Beisatz
: „Muhamed und Zarif lassen grüßen!*4 Mit aufrichtigem
Glückwunsch verbinden wir die Hoffnung, daß nach Beendigung
des Krieges die wissenschaftliche Erforschung des Seelenlebens
dieser ungewöhnlich begabten Tiere wieder au!genommen und
durch Zuführung der erforderlichen Mittel durchgeführt werden
kann.
Herr Dobberkau selbst schreibt uns:
„Als Verehrer und Schüler A. El Brehm*? habe ich das
Problem der denkenden Pferde begreif hchei weise mit großem
Interesse studiert und als der Krieg ausbrach, war meine erste
Sorge: Was wird mit den Pferden KralPs werden*' Ich erkundig* e
mich deshalb sofort bei dem hochverdienten Erzieher der Pferde
nach ihrem Schicksal, und er schrieb mir: .,Der Stall ist aufgelöst,
diePferdesindingute^Hand. Feh konnte die Sache,
wegen der großen Kosten, jetzt nicht mehr machen, da sich alle
Luxusgeschäfte in einer schlimmen Lage befinden.*' Da kam
die Notiz über den Tod der Pferde Ich teilte sie sofort Herrn
Krall mit, und bat um Auskunft. Ich erhielt von ihm einen ausführlichen
Brief, aus dem ich folgendes mitteilen möchte, da es
von al'gemeinem Interesse sein dürfte.
Herr Krall hat viel Schwierigkeiten gehabt, die Pferde unterzubringen
. In betreff der drei anderen Pferde beginnen diese
Schwierigkeiten auf's neue. Er konnte niemand finden, der auch
nur das geringste Opfer zu bringen bereit wäre. Herr Krall
konnte die Pferde selbst nicht behalten, da er niemanden hatte,
der s:e pflegte. Er hat auch jetzt noch mit unabsehbarem Miß-
tiauen zu kämpfen, wie alle die langen, mühevollen Jahre voiher.
Wie oft hat er darum gebeten und Aufrufe erlassen (?. auch
„Tierseele** Nr. 3 u. 4). daß jemand zu seiner Unterstützung
nach Elberfeld kommen solle, um sich unter .seiner Anleitung ein-
?uarbeiten zur Fortsetzung der Versuche! Wie viele Briefe sind
hierüber gewechselt worden — aber alle vergeblich! Es ist klar,
daß die Belastung für Herrn Krall seit 10 Jahren, und seit 1908
mit eigenen Pferden, nach jeder Richtung hin ungeheuer war.
da er ja auch andere Pflichten zu erfüllen hatte. Jetzt ist es
ihm auf absehbare Zeit nicht mehr möglich, diese kostspieligen und
nervenaufreibenden Versuche fortzusetzen. Außerdem erfordern
sie eine so große Hingabe, daß man schon jetzt mit Bestimmtheit
\oraussehen kann, daß wohl noch lange Zeit vergehen wird, ehe
sich ein wirklicher Nachfolger einstellt. Überdies ist auch die Sache
nicht so einfach. —
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0148